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Archiv-Artikel

DAVID DENK ÜBER FERNSEHENRENTNER, JOURNALISTEN UND DIE VERANTWORTLICHEN FÜR DAS FERNSEHPROGRAMM HABEN EINIGES GEMEINSAM Noch einmal, weil es so schön war

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Montag Maik Söhler Darum Dienstag Deniz Yücel Besser Mittwoch Matthias Lohre Männer Donnerstag Ambros Waibel Blicke Freitag Meike Laaff Nullen und Einsen

Auf diese Kolumne habe ich keinen Bock. Besser, ich sag’s gleich. Das Thema ist gut und wichtig, nur weiß ich nicht so recht, wie ich darüber schreiben soll, ohne zu klingen wie ein verbitterter, alter Mann. Oder sonst wie unsympathisch. Außerdem wiederhole ich mich. Im Hang dazu sind Journalisten Senioren ziemlich ähnlich. Mit einem Unterschied: Erstere merken es meist noch und bekommen schlechte Laune davon, weil man manche Dinge hundertfuffzichmal aufschreiben kann, ohne dass sich was ändert.

Das Thema ist der Auf-Nummer-sicher-Virus im deutschen Fernsehen. In den letzten Tagen und Wochen häufen sich die Meldungen von wiederaufgelegten oder zu Tode gefranchisten Formaten. „Die höchst erfolgreichen ‚Rosenheim-Cops‘ bekommen Unterstützung im ZDF-Vorabend“, schreibt etwa das ZDF in einer Presseeinladung – Unterstützung von den „Garmisch-Cops“. Da ist noch mehr drin: „Die Murnau-Cops“, „Die Starnberg-Cops“, „Die Freising-Cops“ – allein Oberbayern bietet doch so viele idyllische Drehorte, an denen man so unkonventionelle Teams einsetzen kann wie einen unkonventionell ermittelnden Urbayern und einen Preußenkollegen – die Konstellation der „Garmisch-Cops“ – „zwei Kollegen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können“, schreibt das ZDF. „Entsprechend verläuft die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos.“ Man darf gespannt sein. Nicht.

Pate für diesen Irrsinn stand natürlich die ARD-Jahrhundertidee, regional verankerte Schmunzelkrimis unter der Dachmarke „Heiter bis tödlich“ zu etablieren. Trotz mittelprächtiger Quoten geht der Irrsinn (Wortwiederholungen sind dem Thema angemessen) heiter weiter. Nächste Woche könnte ich mir – wenn ich nicht schon unaufschiebbar verabredet wäre – in der thüringischen Landesvertretung in Berlin „Akte Ex“ angucken, den jüngsten Streich aus der Reihe, der am 18. September startet, nach „Nordisch herb“, „Henker & Richter“, „Hubert & Staller“, „Morden im Norden“, „München 7“ und „Alles Klara“. Einer Ausstrahlung harren noch „Fuchs und Gans“ und „Hauptstadtrevier“. Vergangene Woche Dienstag begannen in Aachen die Dreharbeiten zu „Zwischen den Zeilen“. Zehn (!) Serien aus einer Idee – das ist so effizient wie bodenlos einfallslos.

Ist dieser kreative Offenbarungseid den Verantwortlichen gar nicht peinlich?

Aber der Irrsinn geht noch weiter: Nachdem Anfang August die 80er-Promiquizshow „Die Pyramide“ bei ZDFneo Auferstehung feierte – ab Montag werktags um 16.15 Uhr im ZDF-Hauptprogramm –, bastelt RTL derzeit fürs Frühjahr 2013 an einer Neuauflage der „Traumhochzeit“, ohne Linda de Mol zwar (die hatte ja 2011 bereits Sat.1 reaktiviert), aber ansonsten dürfte alles eher mehr als weniger beim Alten bleiben – warum neue Ideen haben, wenn man auch alte aufwärmen kann (Disclaimer: Dieser Satz wurde vom Autor schon mal verwendet)?

Zum Schluss möchte ich Ihnen, werte Leser, und mir aber noch ein wenig Hoffnung spenden: Ab Samstag zeigt das ZDFneo „TVLab“ wieder sieben Tage lang um 22.30 Uhr garantiert neue Fernsehideen.