DAUMENKINO : „Fantastische Welt von Oz“
Dinge, die die Welt nicht braucht: ein Prequel zum „Wizard of Oz“. In 3-D. An ein paar Strohhalmen aus dem ersten der vielen Oz-Romane von L. Frank Baum herbeigezogen wird die Vorgeschichte des Zauberers. Der ist ein drittklassiger Jahrmarktsmagier im wirklichen Leben und wird auf der Flucht vor Verfolgern dann vom Sturm ins Märchenland Oz weggewirbelt. Den Zauberer als etwas tumben Filou gibt James Franco, dessen Spagate von der Kunstwelt über Yale ins innerste Herz von Blockbuster-Hollywood man bewundern mag – ein Leading Man mit dem Charisma eines Robert Downey Jr. oder Johnny Depp (beide waren für die Rolle mal vorgesehen) ist er aber nicht.
Sollte es Regisseur Sam Raimis Absicht gewesen sein, einen so richtig unsympathischen Helden ins Herz einer 200-Millionen-Dollar-Produktion zu verpflanzen, dann wäre dies erstens gelungen. Und zweitens sehr mutig.
Ist aber nur ein Versehen. „Oz the Great and Powerful“ ist von subversiven Absichten weit entfernt. Vielmehr rundherhum superdröge und öde, von einer Einfalt in Inszenierung, Figurenzeichnung und Dialog, eine einzige Durststrecke von 130 Minuten. Das Land Oz haben wir uns nach Raimi als Serie übler Fantasy-Kitschpostkarten vorzustellen. 3-D ist, wenn einem des Nachts Äste und Zweige mit grellen Leuchtaugen ins Gesicht springen.
Der Plot: Zickenkrieg im Wunderland. Böse Hexen (Rachel Weisz, Mila Kunis) und eine gute Hexe (Michelle Williams) begehren – unbegreiflich genug – James Franco und intrigieren gegeneinander beziehungsweise bekämpfen einander. Oz liest auf dem Weg einen blöden geflügelten Affen (nervt wie Jar Jar Binks Redivivus) und eine überempfindliche Porzellanpuppe auf und hat, reichlich spät, eine naive Self-Empowerment-Erkenntnis. Den charismatischen Führer, für den er sich kontrafaktisch nun hält, kauft ihm ein bescheuertes Völkchen von Friedfertigen ab, mit dem er dann in den Krieg zieht.
In der Regel sind Blockbuster dieser Art mehrfach kodiert. Sie bieten der Fünfjährigen ebenso etwas wie dem Erwachsenen, der sie ins Kino begleitet. „Oz the Great and Powerful“ dürfte dagegen sogar die Fünfjährigen unterfordern. Dabei habe ich das Schlimmste noch gar nicht erwähnt: Danny Elfman hat wieder einen volltönenden Penetranzscore komponiert, der die Klappe nie hält und alles, was man ohnehin sieht, dreimal so deutlich komplett orchestriert ausbuchstabiert. Im Kino gewesen. Es mit blutenden Ohren wieder verlassen. Eins muss man aber sagen: Der Vorspann, der die dritte Dimension so richtig aufbohrt, ist toll. EKKEHARD KNÖRER
■ „Die fantastische Welt von Oz“. Regie: Sam Raimi. Mit James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz u. a. USA 2013, 130 Min.