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Archiv-Artikel

DAS WETTER: DER SCHURKE

Der Schurke hatte endlich seine komplette Schurkenausrüstung beisammen: ein großer Sack, ein Seil, ein Knüppel, eine Augenmaske, einen Bund mit verrosteten Schlüsseln und eine Brechstange. So gewappnet zog er frohen Mutes los, um sich beim Gewerbeaufsichtsamt anzumelden. Doch die Beamtin dort, Fräulein Schulte-Lindhorst, musterte ihn über ihre randlose Brille sehr streng. Dann seufzte sie tief und vergrub ihren Blick in einem Aktenordner, den sie konzentriert durchblätterte. Der Schurke wurde schon nervös und ruckelte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ein müder Käfer taumelte brummend durch den Raum und klatschte gegen die Fensterscheibe. „Hören Sie“, sprach Fräulein Schulte-Lindhorst endlich, „ich habe alle Paragrafen noch einmal sorgsam studiert und muss Ihnen leider sagen: Was Sie da haben, ist keineswegs eine Schurkenausrüstung, es ist eindeutig eine Einbrecherausrüstung. Damit kann ich Sie keinesfalls als Schurke eintragen.“ Der Schurke fiel aus allen Wolken und schlich gedemütigt wieder nach Hause.