DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Ohne Namen
DUISBURG Eine Anzeige in der „FAZ“ bringt das Problem bei der Aufklärung der Loveparade-Katastrophe auf den Punkt
Zum zweiten Mal jährte sich gestern die Loveparade-Katastrophe, bei der in Duisburg 21 Menschen ums Leben kamen. Anlass für eine Gedenkfeier – zum ersten Mal nach der Abwahl des zwischenzeitlich wohl meistgehassten deutschen Oberbürgermeisters, Adolf Sauerland, der sich auch Monate danach weigerte, die politische Verantwortung für die Ereignisse zu übernehmen.
Doch auch ohne Oberbürgermeister Sauerland konnte eine Frage noch immer nicht geklärt werden – nämlich die, wer tatsächlich Schuld und Verantwortung für die Katastrophe trägt. Ein Verfahren gegen siebzehn Beschuldigte, darunter städtische Bedienstete, Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und der Polizei, läuft noch. Und bis heute werden Teile der Dokumente beteiligter Institutionen unter Verschluss gehalten.
Mitten in dieser festgefahrenen Situation erschien nun gestern eine Traueranzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort wurde auf 20 x 25 Zentimetern versucht, Anteil zu nehmen: „Wir bedauern aus tiefstem Herzen das Leid, das den Menschen widerfahren ist.“ Unterzeichnet mit „Das Team der Loveparade“.
Erneut keine Namen. Nur eine schwammige Gruppenbezeichnung. Garniert mit dem für die Angehörigen sicher wenig tröstlichen Satz „Hätte es die Loveparade nicht gegeben, würden die Menschen noch leben.“ Hätte man zusammenfassen wollen, wo das Problem bei der Aufklärung der Loveparade-Katastrophe liegt, man hätte es kaum besser sagen können als mit diesen 50 Worten. OPI, MLA