DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Irgendwas mit Natur
BIO? LOGISCH! Man glaubt ja nicht, dass dieses Greenwashing funktioniert. Bis es funktioniert
Es war nur eine Packung Milch. Die Umhüllung grün und SIMPEL. Puristisches, modernes Ökodesign – derzeit voll im Trend. In der Ecke na klar, ein Qualitätssiegel.
Das musste doch auf jeden Fall bio sein! Urteilte das Hirn. Erst zu Hause, das Müsli war schon in der Schüssel, wurde ganz nebenher die Verpackung gelesen: „Diese Milch stammt überwiegend von Höfen in Brandenburg, die sich in der Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft befinden.“ Überwiegend. Aha. Umstellung. Achso.
War das dieses Greenwashing? Im Zeitalter des Ökowahns ja eigentlich nichts Neues. Eine große Burger-Kette änderte seine Logofarbe von Rot auf Grün. Das Apfellogo des teuersten Unternehmens der Welt ist bei vielen Menschen positiv konnotiert. Warum eigentlich?
Grün, Apfel – der Geist des Kunden soll irgendwas Schönes mit Natur über schnöde Industrieprodukte drüberassoziieren. So wie eines Dichters Werk erst im Kopf des Rezipienten endgültige Gestalt erhält, so gibt der Käufer dem Ramsch erst seinen grünen Gehalt.
Oder seinen blauen. Zwei große deutsche Autobauer werben mit ihrer „blue efficiency“-Reihe und „blue motion“-Technologie. Dabei verbrauchen die Autos von heute mehr Sprit als in den Siebzigern. NICOLAS WEISENSEL