DAS DING, DAS KOMMT : Kontroverse Flugkörper
Eine DROHNE setzen immer häufiger auch Privatleute ein. Welche Gefahren damit verbunden sind, wird jetzt in Hannover diskutiert
Von einem „Horror-Absturz“ berichtete der User namens Oliver am Mittwoch vergangener Woche Gleichgesinnten – im „Drohnen-Forum“: Am Abend zuvor habe er „noch einen Akku fliegen“ wollen, aber plötzlich sei sein „Phantom“-Quadrocopter „wie von einer Tarantel gestochen“ in Richtung eines Hauses geflogen und aufs Dach gestürzt.
Oliver hatte noch mal Glück im Unglück: das Gerät blieb heil, verletzt wurde auch niemand. Aber, das weiß Oliver jetzt: „da hätte ja mehr passieren können“. Wenn Jogger in der Nähe sind, will er künftig den Flug abbrechen. Dass Oliver nun so intensiv über die Gefährlichkeit seines Hobbys nachdenkt, hat dabei auch mit seinem Job zu tun: Oliver ist Redakteur bei einer Zeitung und kämpft „ständig gegen irgendwelche dummen Vorwürfe bezüglich unserer Kopter“, schreibt er. Und plötzlich fehlten ihm die Argumente.
Die Community beschwichtigt: All die Anfeindungen seien doch Resultat eines unverantwortlichen Umgangs durch „wenige ‚Hirnies‘“, weiß etwa Drohnenfreund Markus. Bei sachgerechtem Umgang sei die Technik aber „beherrschbar und sicher“.
Was aber ein sachgerechter Umgang ist, darüber wird nicht nur im Drohnen-Forum immer leidenschaftlicher diskutiert: Immer mehr unbemannte Flugkörper werden privat genutzt, schon ab 60 Euro bekommt man eine Einsteigerdrohne, zu Tausenden lagen die Fluggeräte im vergangenen Jahr unterm Weihnachtsbaum.
Dass ein „Hirnie“ mit den Rotoren seines Privat-Quadrokopters in naher Zukunft einen Jogger köpft, dürfte dabei noch das geringste Problem sein. Denn ausgestattet sind diese Drohnen mit Kameras, und die teureren Modelle schicken Bilder direkt auf Handys oder gleich ins Internet. Nie war es einfacher – und nie hat es mehr spielerischen Spaß gemacht – einen Blick in die Wohnung des Nachbarn zu werfen. Der wiederum wird sich künftig zweimal umsehen, ob er gerade beobachtet wird – und sich entsprechend verhalten.
Damit werde die Frage der privaten Drohnennutzung zu einer Frage der Macht und neuer Formen der Kontrolle, warnen deshalb Soziologen wie Zygmunt Bauman: Wer Überwachungsmedien ausgesetzt sei, wende Machtmittel gegen sich selbst. Das wiederum verändere die Gesellschaft tiefgreifend. „Die upgedatete Version des kartesianischen Cogito ergo sum lautet: Ich werde gesehen (beobachtet, bemerkt, erfasst), also bin ich“, so Bauman.
Auch darüber wird am Samstag in Hannover diskutiert, wenn der dortige Uni-Asta zur Drohnen-Tageskonferenz lädt. Unser Tipp für Drohnenfreunde: Einfach mal vorbeifliegen. MATT
■ Sa, 21. 3., 14 bis 21 Uhr, Institut für Soziologie, Uni, Hannover