DAS AUSBILDUNGSPROGRAMM DER BUNDESREGIERUNG IST GEFÄHRDET : Der menschliche Faktor
Die Idee ist gut, aber die Wirtschaft funktioniert nun mal nicht so, wie die Politik es gern hätte. Und die Menschen auch nicht. Tausende von schwer vermittelbaren Jugendlichen sollten mit dem neuen Programm zur „Einstiegsqualifizierung“ bis zu 12-monatige Praktika in Betrieben durchlaufen. Bis zu 25.000 Praktikumsplätze sollen den Jugendlichen so „zur Verfügung“ stehen. Doch jetzt stellt sich heraus: Die Praktika stehen erst mal nur auf dem Papier. Die Jugendlichen aber, die sich dafür interessieren könnten, werden von der Wirtschaft vielerorts gar nicht gewollt. Die Unternehmen möchten gute Schulabgänger mit starken sozialen Kompetenzen, keine Leute mit lückenhaften Deutsch- und Rechenkenntnissen und Mangel an Umgangsformen. Ein Missverständnis?
Man wolle mit den Praktika vor allem Jugendlichen eine Chance bieten, die wegen des Lehrstellenmangels keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz haben, heißt es bei manchen Kammern. Bei den Berufsberatern in den Arbeitsagenturen wird das Programm etwas anders beschrieben: Demnach soll es jungen Leuten helfen, die auf dem normalen Lehrstellenmarkt nur bedingt ausbildungsfähig sind. Das ist schon eine andere Klientel.
Die Unternehmen aber weigern sich, genau diesen schwer vermittelbaren BewerberInnen eine Chance zu bieten. Die Politik hätte eine betreuerische Infrastruktur für diese Jugendlichen schaffen müssen, rechtfertigt sich die Wirtschaft. Es war vielleicht zu optimistisch gedacht, dass ein Unterhaltszuschuss für die Teilnehmer ausreiche, um die Betriebe zu motivieren, diese jungen Leute zu beschäftigen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten lassen sich die Unternehmen kaum als soziale Akteure mit ins Boot holen. Scheitert der Versuch, landen die schwer vermittelbaren Jugendlichen wie bisher schon in überbetrieblichen Maßnahmen, mit schlechten Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Auch das kostet irgendwann mal Geld, aus Steuertöpfen oder Sozialkassen. Vielleicht sollte man das Geld daher besser schon jetzt in eine materielle Aufstockung des Sonderprogramms stecken. BARBARA DRIBBUSCH