: Computer als Hiwi im Physikunterricht
■ Weniger Mathe, mehr Kreativität
Computer sollen SchülerInnen im Physikunterricht die lästige Rechnerei abnehmen und ihnen den Kopf frei machen für einen kreativen Umgang mit der Materie. Das ist der wesentliche Inhalt des Projektes „Modellbildung im Physikunterricht“ an der Bremer Universität. Bundesbildungsministerium und Bildungssenator finanzieren drei Jahre lang mit rund 600.000 Mark ein Modell, das in den Physikleistungskursen des Gymnasiums Horn und des Schulzentrums an der Kurt-Schuhmacher-Allee erprobt wird.
Steffi sitzt als einziges Mädchen zwischen sieben Jungen im Physikkurs an der Kurt-Schuhmacher-Allee. Das Thema heiß „Dämpfung“, die Aufgabe: die sich abschwächenden Schwingungen eines Pendels, die vom Luftwiderstand gedämpft werden, sind zu berechnen. Steffi operiert nicht mit mathematischen Formeln, sondern gibt über ein benutzerfreudiges, „Maus“- gesteuertes Programm ein „Modell“ in den Computer ein. Sie soll selbst überlegen, welche Faktoren die Dämpfung der Schwingung beeinflussen. Die werden auf dem Bildschirm durch Bildsymbole dargestellt. In einem nächsten Schritt setzt sie die Faktoren zueinander in Beziehung und kann jetzt eine Hypothese über die Zusammenhänge zwischen Luftwiderstand und Dämpfung aufstellen. Das Durchrechnen verschiedener Größen übernimmt der Computer.
„Der Computer ist in diesem Modellversuch nicht Unterrichtsgegenstand, wie im Informatik- Unterricht, sondern –Werkzeug' zur Bearbeitung physikalischer Fragestellungen“ erläutert Professor Hans Niedderer, der mit Horst Schecker und Thomas Bethge vom Uni-Institut für Didaktik der Physik den Modellversuch betreut. Günter Hollendiek, Physikfachlehrer an der Kurt- Schumacher-Allee: „Durch dies Modell werden nicht –Computerfreaks' gefördert. Denen ist die Anwendung viel zu simpel."
Diesen Aspekt betonen auch die Uni-Fachleute. Neben der Entmathematisierung soll der Computereinsatz zu mehr Schülerorientierung im Unterricht und lebensnahen Versuchen führen. Während bei gängigen Schulexperimenten schwer zu berechnende Faktoren ausgeklammert werden müssen, kann der Computer realistisch die Bewegung einer Radfahrerin oder einen Fallschirmsprung simulieren. Die Software stammt aus den USA und wurde an der Bremer Uni weiterentwickelt. Auch Kunst- und WirtschaftskundelehrerInnen haben schon Interesse an dem Programm bekundet. asp
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