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■ Clinton turnt vor, Björn guckt zuKennedys Enkel

Eine klassische amerikanische Karriere. Der Nobody aus Little Rock erobert das Weiße Haus wie der Tellerwäscher die Millionärssuite – aus dem Nichts, wie durch ein Wunder und gegen jede Logik. 90 Prozent aller Stimmen konnte George Bush nach dem Golfkrieg auf sich versammeln, am Dienstag waren es kaum mehr als ein Drittel. Da half auch nicht das letzte armselige Argument, mit dem die Republikaner die verlorene Schlacht noch wenden wollten: daß es doch wohl nicht sein kann, daß ein Saddam Hussein weiterregiert, aber sein großer Bezwinger Bush die Macht verliert. Insofern ist die Wahl Clintons ein gutes Zeichen: mit Säbelrasseln und militärischem Potenzgebaren, mit Fähnchen und patriotischem Firlefanz ist in den USA keine Wahl mehr zu gewinnen. Der Erfolg des Wahlsiegers wird nicht zuletzt davon abhängen, wie viele Milliarden er dem Militäretat und seiner industriellen Lobby am Ende tatsächlich abringen kann – mit nichts kann auch ein Nobody die versprochene Wende – bei den Arbeitsplätzen, in der Bildung, im Sozialen – nicht finanzieren.

Um seinen Job ist Clinton nicht zu beneiden: Mit der Abwahl Bushs geht eine Ära zu Ende, in der die USA vom größten Gläubiger zum größten Schuldner, vom Finanzier zum Pleitier des Planeten wurden. Was Kennedys Enkel im Weißen Haus und die neue Generation im Parlament wirklich bewirken können, wird vor allem von ihren Qualitäten als Krisenverwalter und Chaosagenten abhängen. Und weil noch jeder Trend aus USA mit etwas Zeitverzögerung nach Deutschland schwappte, kann Björn Engholm schon mal zugucken, was Bill Clinton vorturnt: für den Schuldenberg, den Kanzler Kohl bei seinem demnächstigen Abgang hinterläßt, wird „Pfälzer Riese“ gar kein Ausdruck sein. So schwierig wie das Management der „Reagonomics“-Katastrophe, so schwer wird die von Clinton propagierte geistige Wende zu vollziehen sein – der Hauch von 68, der mit ihm ins Weiße Haus gewählt wurde, wird kräftigen Gegenwind erfahren: Bushs alte Kameraden in der Pharmaindustrie werden etwa eine Einstellung des „War on drugs“ genausowenig hinnehmen wie die Bibelfanatiker eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts oder die Rassisten ein Ende der Diskriminierung.

Ob der sanfte Strahlemann aus Little Rock ein Fels in dieser Brandung wird? Gerade seine Wahl zeugt von der Macht der Medien, die einen Niemand blitzschnell zum Präsidenten machen und mit deren Hilfe ein strahlender US-Präsident auch zum Initiator einer neuen Weltordnung werden könnte. Spätestens die nächste UNO-Umweltkonferenz wird zeigen, wieviel von Clintons neuem Denken sich auch in praktischer Politik niederschlägt – ob er als echter Enkel Kennedys agiert oder als schlichter Nachfahr von Jimmy Carter. Bei uns hat sich mittlerweile das letztere ja längst herausgestellt: Kohl, als Enkel Adenauers angetreten, geht als Enkel von Heinrich Lübke. Mathias Bröckers

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