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Archiv-Artikel

„Clem Snide“ im Logo Indie-Folk aus großen Fässern

Man glaubt es nicht: Jeden Monat, jede Woche fast, kommt so ein Album aus den USA, das vormacht, wie einfach Popmusik sein kann. Jüngstes Beispiel ist End Of Love, das neue Werk der New Yorker Band Clem Snide, die schon auf den Vorgängern vormachten, wie es geht: getragen, leise, zart, leicht, ein wenig traurig, aber nicht zu sehr, melancholisch, asketisch instrumentiert mit Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug und Cello, Und dazu der Gesang von Eef Barzelay.

Sie lieben Smog, Lambchop, Will Oldham, Souled American und all die anderen faszinierenden US-Trauerklöße? Willkommen, dann sind Sie hier richtig! Benannt hat sich die 1991 gegründete Band nach einer Figur aus William Burroughs‘ „Naked Lunch“, doch von der Roman-Atmosphäre ist nur wenig in ihrer Musik. Statt kafkaesker Realitätsverluste gibt es hier Indie-Folk aus großen Fässern, eine herrliche Version des Richie-Valens-Klassikers „Donna“, eine Geschichte über Joan Jett Of Arc und einen Song über einen Mann, dessen Existenz uns bisher nicht bekannt war: „Long Lost Twin“ handelt nämlich vom (lange vermissten) Zwilling von Elvis Presley.

Und wenn Eef Barzelay sagt, bei Clem Snide handle jeder Song von der Liebe, dann scheint das so abgegriffen wie stimmig. Denn die Musik klingt ganz genau so. Man höre etwa „Let‘s Explode“ – oder versuche sich vorzustellen, wie Elvis sich gefühlt haben könnte, hätte er jemals seinen verschollenen Zwilling wiedergesehen: Ein Riesenfest der Liebe wäre das geworden. Oder stellen Sie sich vor, ein Eiswürfel zu sein, ein schmelzender Brocken im Glas desjenigen, den Sie mehr als alles andere lieben. Ja, so ähnlich klingen Clem Snide und ihr nuscheliger Sänger in ihren schönsten Momenten.

Dissonanzen, auch die gibt es in dieser heilen Welt: Manchmal rumpeln die Instrumente laut, verhaken sich, krabbeln ein bisschen nervös im Song herum, Zappa-esk, rocken auch ein wenig und machen sogar einen auf glamourmäßig. Und dann kehrt wieder Ruhe ein. Marek Storch

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