Chronologie des Aufstands: 16. Juni – der Tag davor :
16. JUNI 1953
Am Morgen: In der Gewerkschaftszeitung Tribüne erscheint ein Artikel des stellvertretenden FDGB-Vorsitzenden Otto Lehmann, der die Normerhöhungen rechtfertigt.
12.45 Uhr: Bauarbeiter aus der Stalinallee und des Krankenhauses Friedrichshain marschieren zum FDGB-Zentralvorstand sowie zum Stadthaus und rufen: „Wir lassen uns nicht länger ausbeuten, wir fordern Normsenkung!“ und „Kollegen, reiht euch ein. Wir wollen freie Menschen sein!“ Aus einer kleinen Truppe von Bauarbeitern wird schnell eine große Demonstration mit mehreren tausend Menschen.
14.35 Uhr: Vor dem Haus der Ministerien verlangen die Demonstranten, Grotewohl oder Ulbricht zu sprechen und rufen erstmals zum Generalstreik auf. SED-Funktionäre versuchen, ihnen die Aufhebung der Normenerhöhung mitzuteilen, aber es ist zu laut.
15.15 Uhr: Die Aufhebung der Normenerhöhung wird über Funkwagen bekannt gegeben.
19.30 Uhr: Der Sender Rias überträgt alle Forderungen: 1. Auszahlung der Löhne nach den alten Normen; 2. Sofortige Senkung der Lebenshaltungskosten; 3. Freie und geheime Wahlen; 4. Keine Maßregelungen von Streikenden und Streiksprechern. Ein Radio-Kommentator fordert die Demonstranten auf: „Macht euch die Ungewissheit, die Unsicherheit der Funktionäre zunutze. Verlangt das Mögliche.“
20 Uhr: Tagung des SED-Parteiaktivs im Friedrichstadtpalast: Ulbricht macht „feindliche Elemente, die aus Westberlin kamen“ für den Aufruhr verantwortlich. Für den nächsten Tag fordert er: „Tiefer in die Massen!“ Noch während der Sitzung kommt es auf den Straßen in der Nähe zu ersten Rangeleien.
Gegen 21.30 Uhr: 1.100 Bahnarbeiter legen in der Nähe von Oranienburg die Arbeit nieder, in Leipzig beginnen die Arbeiter in den VEBs Delegationen zu wählen, die über ihre Forderungen verhandeln sollen.
Gegen 24 Uhr: Die SED-Führung fordert militärische Hilfe der Sowjetunion zur Niederschlagung des Aufstands an. Kurz darauf sind die ersten Streitkräfte nach Berlin unterwegs. Ein großer Teil der in der DDR stationierten Truppen befindet sich im Manöver und ist deswegen schnell einsetzbar.