■ Christo verhüllt: Wegen Geschäftsaufgabe geschlossen?
Gerüchte in der Berliner Kunstszene: „Christo ist pleite“, meint Georg Nothelfer, Berliner Galerist, der die aktuellen Christo-Werke verkauft. „Alles Quatsch“, dementiert Kathrin Specker, Pressesprecherin der „Verhüllte Reichstags GmbH“. Alle Christo-Projekte sind bisher nur durch den Verkauf von Originalbildern finanziert worden. Genauso soll es auch mit der Reichstagsverhüllung sein.
Beim letzten Christo-Projekt habe man zwar zugelegt. Aber durch den Verkauf der Zeichnungen und Collagen zur Reichstagsverhüllung schriebe Jeanne- Claude inzwischen wieder schwarze Zahlen ins Haushaltsbuch. Die Nachfrage sei so gestiegen, daß Christo und Jeanne- Claude sich an ihrem gemeinsamen sechzigsten Geburtstag vergangenen Dienstag gegenseitig eine Preiserhöhung geschenkt hätten, weiß Georg Nothelfer aus dem Privatleben des prominenten Paares zu erzählen.
Um zwanzig Prozent teurer würden alle Werke jetzt, plaudert wiederum Kathrin Specker. Wieviel der geneigte Kunstsammler genau für ein Verpackungsoriginal hinlegen muß, wissen allerdings weder Nothelfer noch Specker. Künstlerin Jeanne- Claude, die neben ihren künstlerischen Aktivitäten auch noch ein bißchen zu rechnen scheint, hat nämlich ein Kaufverbot verfügt bis zum 23. Juni. An diesem Tag soll der Reichstag verhüllt sein, und sie erwartet eine große Nachfrage nach den Bildern ihres Mannes. Damit für die zahlungswilligen Kunstliebhaber aus aller Welt dann noch genügend Stücke da sind und nicht schon alle Zeichnungen und Collagen für billiges Geld über deutschen Sofas hängen, darf in der Zwischenzeit nichts verkauft werden. Ungefähr aber erinnert sich Nothelfer noch der Preisskala: „Bei den großen Werken gibt es die drei Einheiten 100.000, 220.000, 260.000 US-Dollar. Die kleineren Bilder liegen bei 20.000, 28.000 und 30.000 US-Dollar.“
Das Kaufverbot gilt allerdings nur für die Originale, nicht für die Poster und Postkarten. An deren Verkauf verdienen die Christos nämlich keinen Pfennig. Das Copyright haben die ständigen Christo-Fotografen Sybill und Wolfgang Volz.
Wer trotz der Jeanne-Claude- Verfügung seine Tausender in die Galeristenkassen tragen will, muß sich mit alten Werken zufrieden geben. Pünktlich zur Reichstagsverhüllung verkaufen zwei Privatleute, die natürlich nicht genannt werden wollen, ihre Christo-Sammlungen über die Galerie Pels-Leuden. „Wir haben alles von 1962 bis heute“, sagt Mitarbeiterin Mayen Beckmann. Und alles von 950 Mark bis über 200.000 Mark. Zwei Werke seien schon für über 300.000 Mark verkauft worden. An Privatleute, die natürlich nicht genannt werden wollen. Nina Kaden
Fortsetzung morgen
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