piwik no script img

Christine Lagarde: IWF-Chefin zieht Damokles an den Haaren herbei

Foto: Rosshaarfoto: ap

Nein, diese bildungsbürgerlichen Sprachbilder, in denen man sich so leicht verirren kann. Wer kennt nicht die Geschichte des Damokles, dieses schmeichlerischen Günstlings am Hofe des Tyrannen Dionysios, dem es unter der Gefahr eines tödlichen Schwerts, das über seinem Haupt schwebte und nur von einem Rosshaar gehalten wurde, unmöglich war, den ihm dargebotenen Luxus zu genießen? Was sprichwörtlich geworden ist mit dem hängenden „Damoklesschwert“. Am Mittwoch nun erklärte die IWF-Chefin Christine Lagarde: „Das Schwert des Protektionismus hängt über dem Welthandel.“ Versuchen wir mal, die Bildelemente auseinanderzuklamüsern: Schwert gleich Schwert gleich Gefahr; Protektionismus gleich Tyrann gleich Trump; Welthandel gleich Damokles gleich Schmeichler am Hofe des Tyrannen gleich der IWF – so weit, so klar. Aber wer ist dann das Rosshaar, dieser seidene Faden? Wenn alle Stricke reißen, vermutlich Frau Lagarde selbst, die Damokles allerdings nur an den Haaren herbeigezogen hat, um der Welt ihre bürgerliche Bildung mit Haut und Haaren unter die Nase zu reiben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen