Christian Schulz, Local Hero : Der letzte Homie geht
CHRISTIAN SCHULZ, 24, machte drei Länderspiele, kam 1993 vom TSV Bassum zum SV Werder. FOTO: DPA
Nach über einem Jahrzehnt will Christian Schulz Werder Bremen verlassen. Damit ginge der letzte Bremer Lokalheld, der bei Werder bis zum Nationalspieler herangewachsen ist. Damit verlören die Bremer nicht nur eine Identifikationsfigur, der Abgang von Schulz würde auch das Ende einer langen Tradition bedeuten.
Unter Otto Rehagel bildeten das Korsett der Werder-Elf Spieler, die man heute Bremer Urgesteine nennt. Junge Männer aus der Region. Echte Nordlichter wie Dieter Eilts oder solche, die so lange im Verein gespielt haben, dass sie Bremer geworden sind. Marco Bode etwa, oder Thomas Schaaf. Die großen Erfolge Werders waren immer auch mit den Namen ausländischer Stars verbunden, aber im Kern waren es die sachlichen, ruhigen, deutschen Spieler, die das Team der Bremer prägten.
Schulz, der im Bremer Speckgürtel in Bassum das Fußballspielen gelernt hat und seit seinem zwölften Lebensjahr für die Bremer spielt, war so etwas wie der legitime Erbe der Eilts-Generation. Mit 19 durfte er in der Bundesliga mitspielen, wurde schnell Stammspieler. Mit 21 debütierte er mit dem Adler auf der Brust. In Bremen war er Stammkraft als linker Verteidiger, spielte aber immer wieder auch im Mittelfeld, wenn es galt, Spieler wie Borowski, Frings oder Baumann zu ersetzen.
Im vergangenen Jahr verdrängte ihn der erfahrene kamerunische Internationale Pierre Womé auf der linken Seite und auch im Mittelfeld war kein Platz mehr. Die Perspektive für diese Saison ist schlecht: Nach der Verpflichtung Carlos Albertos hat Werder ein Überangebot an Spielern, die einfach besser in die Raute passen. Also flüchtet Schulz aus Bremen.
Hannover und Wolfsburg buhlen um ihn. Bei beiden würde Schulz gut ins Konzept passen. Die Wolfsburger haben unter dem neuen Superminister Felix Magath einen neuen deutschen Kurs eingeschlagen. Gleiches gilt für den Nachbarn an der Leine. Nicht weniger als neun ehemalige oder aktuelle deutsche Auswahlspieler stehen dort unter Vertrag. Schulz hätte dort die Chance auf einen Neuanfang – und einen Stammplatz.
LUCAS VOGELSANG