Christa Goetsch, künftige Grüne Schulsenatorin : Traumjob mit Nebenwirkungen
CHRISTA GOETSCH, 55, Studienrätin, ist seit 2002 Fraktionsvorsitzende der GAL in der Hamburgischen Bürgerschaft. FOTO: DPA
Manchmal kann Überzeugung Berge versetzen. Dass die Hamburger CDU, die in den Wahlkampf zog, um die Gymnasien vor Rot-Grün zu retten kurz darauf eine verlängerte sechsjährige Grundschule planen würde, hätte noch vor Kurzem keiner geglaubt.
Aber es sollte eben eine Koalition mit der Grün-Alternativen Liste (GAL) geben, und deren Spitzenkandidatin Christa Goetsch hat ein Steckenpferd: die Schule für alle. Wollte die CDU Schwarz-Grün, musste sie hier einen Preis zahlen.
Denn die 55-Jährige Lehrerin war bereit, für ihr schulpolitisches Credo zu kämpfen. Sie hat als erste grüne Schulpolitikerin 2002 die Konsequenz aus der Pisa-Studie gezogen, das dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen. Der Slogan „Neun macht klug“, dem sich bald alle Grünen im Norden anschlossen, ist ihre Erfindung.
Goetsch kennt die einschlägigen Studien und Statistiken, in Diskussionen kann sie sehr überzeugend sein. Schließlich weiß sie aus eigener Erfahrung, wovon sie spricht. Bevor die Biologie- und Chemielehrerin 1997 ins Landesparlament gewählt wurde, hatte sie 17 Jahre an einer Brennpunktschule in Hamburg-Altona unterrichtet. Sie hat erlebt, wie Kinder mit Migrationshintergrund um ihre Chance gebracht wurden. Und sie wollte etwas daran ändern.
Das von der CDU geplante Zwei-Säulen-Modell aus Stadtteilschule und Gymnasien ging ihr nie weit genug, würde so doch die frühe Trennung der Kinder nach Klasse 4 zementiert. Was die Grüne nun heraushandelte, ist ein Mix: eine sechsjährige Grundschule, gefolgt vom Zwei-Säulen-Modell ab Klasse 7.
Sie sei glücklich, als künftige Schulsenatorin die Dinge bewegen zu können, sagt Goetsch. Anders als ihre Vorgängerin ist sie schlagfertig und kommunikativ. Sie hat bereits jetzt viele Schulen besucht, sie kennt in der Bildungsszene fast jeden und wird geschätzt. Ein, zwei Kröten mussten die Grünen allerdings schlucken. So soll es etwa kein Elternwahlrecht bei der Wahl der weiterführenden Schulform mehr geben. Auf Proteste wird sich künftige Schulsenatorin einstellen müssen. KAIJA KUTTER