■ Cash & Crash: Go far east
Das Spekulantenleben ist nicht gerade bequem. Immer hinter dem Geld her sein und dann im richtigen Augenblick nicht verlieren können, das geht ganz schön an die Nerven. Dabei sind die Regeln doch so einfach: buy low und sell high. Leichter gesagt als getan, vor allem hierzulande, wo zwar der Kitzel garantiert, aber damit noch lange kein Gewinn gesichert ist. Dollarflaute und Rezession dämpfen die Erwartungen, und das ständige Warten auf den übernächsten Donnerstag, wenn sich die Bundesbanker wieder mit den Zinsen beschäftigen, wird auf die Dauer auch langweilig.
Ganz anders sieht es dagegen im fernen Osten aus. In Japan sorgt das staatliche Konjunkturprogramm für gute Laune. Seit Beginn des Jahres kletterte der Nikkei-Index um knapp 30 Prozent und hat inzwischen wieder die magische 20.000-Punkte- Marke durchbrochen. Wer sein Geld im benachbarten Hongkong anlegte, konnte seine Erträge um 12 Prozent steigern. Alle Rekorde schlägt aber derzeit die Börse von Singapur. Im letzten halben Jahr stieg das dortige Börsenbarometer, der Strait Times Index, um gut und gerne 25 Prozent auf über 1.730 Punkte, und seit Anfang dieses Monats erreicht der Aktienindex fast täglich neue Rekordwerte. Die Unternehmen des Inselstaates verzeichnen zweistellige Gewinnzunahmen, die meisten davon operieren auf zukunftsträchtigen Märkten, und die Aktien sind billig zu haben – was freut die Spekulantenseele mehr? Nur überzeugte Trend-Followers können da widerstehen. Und die haben bereits dunkle Wolken aus Richtung Malaysia aufziehen sehen. Dort nämlich, wo die Korruption blüht und die Wirtschaft alles andere als vertrauenserweckend ist, überschlägt sich die Börse geradezu – angeheizt durch einen undurchsichtigen Handel mit windigen Papieren. Seit Beginn des Jahres hat sich der tägliche Umsatz verzehnfacht, in der letzten Woche war er sogar größer als an der New Yorker Wall Street. Die Makler können die Orders kaum mehr bewältigen. Die eingeschaltete Börsenaufsicht in Kuala Lumpur vermutet indes, daß Syndikate so manche Notierung mit gezielten Gerüchten künstlich in die Höhe pushen und damit so manches Schnäppchen schlagen.
Und wer immer noch nicht genug bekommt, der sollte vielleicht ins Reich der Mitte gehen. An den Börsen von Schanghai und Shenzen locken seit vergangem Jahr 19 B-Aktien, die Ausländer erwerben können – selbstverständlich zu günstigen Einstiegspreisen. Very hot, but very tricky. Erwin Single
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