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■ Cash & CrashMehr Crash als Cash

Berlin (taz) – Allgemeine Ratlosigkeit war die Reaktion auf den Börsen-Mini-Crash zu Beginn dieser Woche. Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper konnte nur feststellen, daß die Kurseinbrüche an sämtlichen wichtigen Börsen der Welt nichts mit der realen Entwicklung der Volkswirtschaften zu tun haben.

Besonders in der Bundesrepublik, wo die Inflation sinke und die Unternehmensgewinne kletterten, sei das Verhalten der Börsenteilnehmer „völlig unverständlich“.

Am Montag hatte es an den internationalen Finanzmärkten Kurseinbrüche zwischen 1,7 Prozent (London) und vier Prozent (Madrid) gegeben. Auch die Spekulanten an der Frankfurter Börse wurden mit einem Minus von 3,99 Prozent arg gebeutelt.

Die beste Begründung, die den Finanzgurus noch einfiel, war die Angst vor Inflation in den USA. Dort wurde vergangene Woche das Anziehen von Rohstoffpreisen, vor allem Öl bekannt. In den letzten Monaten hatte die Fed, die US-Zentralbank, bereits mehrmals die Zinsen angehoben. Das ist nicht ungewöhnlich, denn die Konjunktur in den USA zieht kräftig an, damit geht eine Ausweitung der Geldmenge einher, und schon lauert die Inflation. Da aber hohe Zinsen Gift für Aktien sind, stießen viele Anleger ihre Papiere ab.

Auch der anhaltende Absturz des US-Dollar-Kurses (der gestern nur noch ganz knapp über 1,60 Mark lag) wird als Grund angeführt. Die Gewinne der US-Unternehmen würden dadurch in Mitleidenschaft gezogen, Importe verteuern sich, und wegen dieser Preissteigerungen könnte die Fed die Zinsen weiter anheben.

Die fallenden Aktienkurse könnten obendrein die Konjunktur mit sich nach unten ziehen. Denn wenn die Kurse sinken, wird – zumindest auf dem Papier – viel Reichtum vernichtet. Das wiederum wirkt sich auf die Investitionslust von Unternehmen und Anlegern aus, so daß das Wirtschaftswachstum geringer als erwartet ausfallen könnte. Je schlechter aber die Gewinnchancen der Unternehmen, desto niedriger die Aktienkurse.

Ganz ausreichend erscheinen diese Begründungen den Marktanalysten nicht. Sie sprechen daher von einem Zusammenwirken verschiedenster Faktoren, die jeder für sich genommen keine dramatische Wirkung hätten. Doch durch das ständige Tröpfeln schlechter Nachrichten lägen die Nerven der Anleger einfach blank.

Daß es zu keinen Panikverkäufen kam, lag nach Expertenmeinung vor allem daran, daß es keine lukrative Alternative für die Geldanlage gibt. Wohl deswegen und auch wegen der Regel, Aktien zu kaufen, wenn sie am billigsten sind, zogen gestern die Kurse zumindest in Franfurt wieder ganz sachte an, um 0,7 Prozent. Nicola Liebert

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