■ Cash & Crash: Jobs gut, Aktien schlecht
Berlin (taz) – Jedesmal, wenn in den USA die neuesten Arbeitsmarktdaten veröffentlicht werden, wiederholt sich in letzter Zeit dasselbe Spiel. Die Statistik vermeldete am vergangenen Freitag 140.000 neue Jobs, die allein im März geschaffen wurden. Am Montag morgen – am Karfreitag war die Börse geschlossen gewesen – fand daraufhin programmgemäß ein Minicrash statt. Minuten nach dem Erklingen der Eröffnungsglocke war der Dow-Jones-Aktienindex bereits um 100 Punkte gefallen. Bis zum Börsenschluß erholte er sich minimal auf 5.594,37 Punkte; das ist ein Minus von 1,56 Prozent. Im Februar hatten unter dem Strich gar 700.000 Amerikaner eine neue Arbeit gefunden, und der Dow Jones war daraufhin um 171 Punkte abgestürzt.
Die Freude der amerikanischen Arbeitnehmer ist eben das Leid der Börsenspekulanten. Denn mehr Jobs bedeuten mehr Einkommen, mehr Geld aber heißt Inflationsgefahr, und Inflation führt zu höheren Zinsen. Daß die US-Zentralbank Fed die Zinsen in absehbarer Zeit senken könnte, glaubt derzeit auch deshalb fast niemand mehr, weil die Konjunktur offenkundig nicht angekurbelt werden braucht. Schon am Freitag stieg die Rendite für langfristige US-Anleihen auf 6,9 Prozent, den höchsten Stand seit August 1995. Zinsabhängige Branchen, vor allem Banken, gehörten denn auch zu den größten Verlierern an der Börse, während die Aktien etwa von Computerfirmen weitgehend stabil blieben.
Wie es nun weitergeht mit den US-Aktien, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Die Februar-Delle war innerhalb kürzester Zeit wieder ausgeglichen worden. Diesmal sprechen einige Analysten davon, daß der aktuelle Einbruch der Anfang vom Ende sein könnte. Aber allzu wahrscheinlich ist das nicht. Als gestern in der Bundesrepublik der Börsenhandel nach den Feiertagen wieder aufgenommen wurde, hat sich praktisch niemand von den Ereignissen an der Wall Street beeindruckt gezeigt; der Dax kletterte gar um 8,08 auf 2.503,26 Punkte. Und auch an der Wall Street erholte sich der Dow Jones zum Auftakt des Handels um 20 Punkte. lieb
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