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Archiv-Artikel

CONTRA STARTBAHN HAMBURG: DIE OBSTBAUERN HABEN RECHT Arrogante Überflieger

Beim Streit um die Landebahnverlängerung für das Hamburger Airbus-Werk geht es nicht um die Alternative Flugzeugbau oder Obstbäume. Dass Airbus das so darstellt, gehört zu dem riskanten Versuch des Konzerns, völlige Handlungsfreiheit im Alten Land, dem Obstanbaugebiet am Rande Hamburgs, zu fordern. Die Bauern haben Recht, wenn sie sich stur stellen. Statt ihrer Obstbäume blüht ihnen in den nächsten Jahren im Norden eine Umgehungsstraße zum Airbuswerk, im Süden eine Autobahn, im Westen eine Stichstraße zur Flugzeugfabrik und mittendrin die umstrittene Werkspiste, die auf wenige hundert Meter an das Dorf Neuenfelde heranrückt. Über das Dorf hinweg würden täglich 27 Flugzeuge starten und landen, darunter mit dem A 380 das größte Passagierflugzeug der Welt.

Dass es bei dieser Zahl bleibt und dass die Pistenverlängerung die letzte ist, darf bezweifelt werden. Denn Airbus hat sich erst in letzter Minute zu dem Versprechen durchgerungen, eine weitere Verlängerung werde es nicht geben. Äußerungen der Airbus-Geschäftsführung haben immer wieder Anlass zu Zweifeln an der Ernsthaftigkeit gegeben. Airbus hat sich beim Planverfahren keine Mühe gemacht, die Einwände der Pistengegner zu entkräften. Beim Schlichtungsverfahren hat sich der Konzern beim Thema Piste keinen Schritt bewegt. So bot er zum Beispiel Lärmmessungen an, stellte Lärmschutz aber nur vage in Aussicht.

Überdies benutzen die Airbus-Leute konzerninterne Absprachen über die Arbeitsverteilung zwischen Hamburg und dem Airbus-Hauptsitz in Toulouse als Vorgaben, an denen nicht zu rütteln sei. Die Stadt hat sich mit einem enormen planerischen, juristischen und finanziellen Aufwand – 700 Millionen Euro – für das Projekt engagiert. Deshalb darf sie erwarten, dass sich Airbus bemüht, seine Plane auf den Standort Hamburg zuzuschneiden. Und die Airbus-Geschäftsführung sollte sich klar machen, dass nicht nur sie selbst Planungssicherheit braucht, sondern auch ihre Nachbarn. Tut sie das nicht, werden ihre Pläne scheitern. GERNOT KNÖDLER