CONTRA: Ein Einreiseverbot spielt Ahmadinedschad in die Hände : Kein doppelter Maßstab
Irans Staatschef Mahmud Ahmadinedschad mag in Deutschland nicht willkommen sei. Ihm die Einreise zu verweigern wäre aber das falsche Signal. Nicht nur, weil ihm rechtlich der Besuch seines Teams bei der Fußball-WM in Deutschland kaum zu verweigern wäre. Ein Einreiseverbot würde dem Provokateur auch noch in die Hände spielen.
Denn mit seinem populistischen Gepolter zielt er nur darauf ab, in westlichen Ländern maximale Empörung auszulösen, um so in der islamischen Welt als markiger Kerl dazustehen – nicht zuletzt, um damit von den massiven Problemen im Iran abzulenken, unter denen große Teile der Bevölkerung leiden. Die Provokationen von Ahmadinedschad sind genau so durchsichtig wie der tumbe Ansatz der dänischen Zeitung Jyllands-Posten, die mit ihren Karikaturen Muslime in der ganzen Welt auf die Barrikaden gebracht hat. Solche Eskalation nützt nur den Scharfmachern auf beiden Seiten.
Deutschland sollte Ahmadinedschad nicht die Gelegenheit bieten, sich als Opfer zu inszenieren, und stattdessen die Werte von Demokratie und Toleranz hoch halten – dazu zählt auch eine gewisse Gelassenheit gegenüber allzu durchsichtiger Hetze. Gefährdet werden demokratische Werte eher durch die selbstgerechte Haltung mancher westlicher „Demokraten“, die Freiheitsrechte nur so lange gelten lassen wollen, wie ihre eigenen Empfindlichkeiten nicht getrübt werden. Doch wenn Ahmadinedschad nicht einreisen darf, wo machen wir dann weiter? Wird Polens Präsident Kwasniewski dann wegen seiner schwulenfeindlichen Haltung zur Persona non grata erklärt? Ist George W. Bush wegen seines völkerrechtswidrigen Krieges gegen den Irak in Deutschland noch erwünscht? Der plant immerhin gerade einen Krieg gegen den Iran.
Wenn der iranische Präsident sein Fußballteam in Deutschland besuchen will, dann soll er dies tun. Die Bundesregierung hat genügend Mittel, ihrer Missbilligung darüber Ausdruck zu verleihen – von der Kritik seiner Äußerungen bis zum Verzicht auf einen offiziellen Empfang oder militärische Ehren. TARIK AHMIA