■ COMPUTER-ANALYSEN STÜTZEN BIBEL: Flucht aus Ägypten
Flucht aus Ägypten
Los Angeles (dpa) — Haben Winde das Rote Meer bei der Flucht der Israeliten aus Ägypten geteilt, und sind später die Verfolger in den wieder zusammenströmenden Wassermassen ertrunken, so daß die alttestamentarische Darstellung nicht als Legende, sondern als Tatsachenbericht anzusehen ist? Daß dies nach geophysikalischen Gesetzen theoretisch möglich war, wollen jetzt zwei Wissenschaftler in den USA mit Computeranalysen nachgewiesen haben. In einem Bulletin der amerikanischen meteorologischen Gesellschaft berichten der Meteorologe Nathan Paldor von der Universität von Rhode Island und der Ozeanograph Doron Nof von der Florida State University über ihre Computerberechnungen. Ihr Fazit: Ein über zehn Stunden mäßig wehender Nordostwind könnte ein Zurückweichen des Meeres um eine Meile verursacht und den Wasserstand um rund drei Meter gesenkt haben, so daß ein Fluchtweg auf dem Meeresgrund entstand. Ein plötzlicher Richtungswechsel des Windes könnte dann das Zurückfluten ausgelöst haben. Zur Begründung verweisen die beiden Experten auf die besondere geographische Beschaffenheit des nördlichen Endes des Roten Meeres. Nach Ansicht vieler Fachleute dürften die Israeliten nicht durch das Rote Meer, sondern durch den sich im Norden anschließenden Golf von Suez aus Ägypten geflohen sein. Da der Golf von Suez sehr lang und flach sei, könnte der Wind große Wassermassen in Richtung Südende des Golfes gedrückt haben, wo sich das vergleichsweise große Rote Meer anschließt. Es könnte aus dem Golf verdrängte Wassermassen fassen, ohne daß der Wasserpegel nennenswert ansteigen würde. Das Zurückweichen der Wassermassen in eine Richtung würde noch nicht den biblischen Bericht decken. Danach sahen die Israeliten bei ihrer Flucht zu beiden Seiten Wasser. Palor und Nof vermuten, daß die Menschen über einen sonst von Wasser überspülten Meereskamm entkommen sein könnten.
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