CHRISTINA MUSCULUS-STAHNKE, FDP-ABGEORDNETE : Ohne Sitz und ohne Stimme
■ ist Rechtanwältin und gehört seit 2002 der FDP an. Sie war unter anderem Ratsfrau in Kiel. Foto: FDP
Heute Vormittag sitzt sie noch einmal auf ihrem Stuhl im Kieler Landtag, stimmt mit ab über die Dinge, die anstehen. Dann wird der Linke Björn Thoroe hineinkommen und die FDP-Abgeordnete Christina Musculus-Stahnke wird gehen – die Folge einer Wahlprüfung, die der Linken so viele Stimmen brachte, dass sich das Verhältnis im Landtag ändert. „Eigentlich bin ich nicht sauer, eher ziemlich neutral“, sagt Musculus-Stahnke.
Drei Monate lang gehörte die Juristin dem Landtag an. Ihre Jungfernrede hielt sie über studentische Mitbestimmung, an den manchmal rüden Umgangston der Debatten hat sie sich gewöhnt. Sie arbeitete in Ausschüssen mit und auf ihre zweite Rede, es ging um Denkmalschutz, wurde sie beim Einkaufen angesprochen. Ihr Ziel war, demnächst Reden aus dem Stehgreif halten zu können, aufstehen „mit Ärger im Bauch und fünf Worten auf dem Zettel“ und richtig loslegen.
Aber nun ist der Landtagsausflug beendet, fürs Erste zumindest. Vieles ist noch unklar – das Wahlergebnis muss vom Landesverfassungsgericht geprüft werden, und bis dahin behält Musculus-Stahnke den Status einer Abgeordneten, wenn auch ohne Sitz und ohne Stimme. „Und ohne Diäten, das ist bestätigt“, sagt sie. Falls es dazu kommt, dass die Zahl der Abgeordneten insgesamt aufgestockt wird – die Linke beantragt das – , würde Musculus-Stahnke ins Parlament zurückkehren, doch damit rechnet sie zurzeit nicht.
Nachdem sie die Arbeit in ihrer Anwaltskanzlei in den vergangenen Monaten heruntergefahren hat, muss sie nun wieder loslegen: „Von jetzt auf gleich geht das wahrscheinlich nicht“, glaubt sie. Als Selbständige sei es ihr möglich gewesen, Beruf und politische Tätigkeit unter einen Hut bringen zu können – doch natürlich hatte sie geplant, in den kommenden vier Jahren vor allem Landtag zu machen.
Ob sie in bei der nächsten Wahl einen zweiten Anlauf unternimmt, um ihr Mandat zurück zu erobern? Sie hebt die Schultern: „Es ist noch ein bisschen früh, das zu sagen.“ Immerhin: Mehr Zeit für die Familie hat sie jetzt. ESTHER GEISSLINGER