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Archiv-Artikel

CHRISTIAN BUSSDER WOCHENENDKRIMI Seelenkeller mit Seeblick

Angst und Sehnsucht sind ein gefährliches Gemisch. In Schweden, vor dem Fenster eines Immobilienmaklers, bricht Bella Block (Hannelore Hoger) zusammen. Es handelt sich um eine der Panikattacken, von der die Exkommissarin heimgesucht wird, seitdem sie Opfer eines Messerangriffs geworden ist. Ein bisschen sinkt sie aber auch dahin wie eine Frau, die gehalten werden will.

Als sie wieder bei sich ist, reicht ihr der kräftige Schwede Gunnar Andersson (Rolf Lassgård) einen Kaffee – jener Mann, den sie auf Bitte ihres Exchefs observieren soll: Der Schwede steht noch immer im Verdacht, in Deutschland seine Frau getötet zu haben, musste aber aufgrund mangelnder Beweise laufen gelassen werden. Bei Sightseeingtouren, auf denen der Makler wunderschöne einsame Häuser präsentiert, kommen sich die beiden näher. Das Gewaltopfer und der mutmaßliche Mörder – was für eine Allianz.

Das deutsch-schwedische Gipfeltreffen von Hoger und Lassgård (spielte den skandinavischen Proto-Kommissar in den besten aller „Wallander“-Verfilmungen) ist am stärksten, wenn auf alle Fernsehkrimiregeln gepfiffen wird. Autorin Susanne Schneider und Regisseur Rainer Kaufmann zeigen, wie zwei Verlorene einen zweifelhaften Halt beieinander suchen; wie sich unter den Holzhäusern mit Seeblickpanorama immer neue klaustrophobische Seelenkeller auftun. Ingmar Bergman hätte seine Freude gehabt.

Blöde nur, dass dieser zeitweise frei schwebende Pathologiethriller immer wieder von den Krimikonventionen aufs übliche TV-Niveau gedrückt wird. Dabei lenken der Ermittlungsseitenstrang in Hamburg und das unglaubwürdig verdichtete Finale lediglich von dem grandios düsteren Grundmotiv ab, das wortwörtlich Ernst macht mit der These: Jedes Trauma ist ein geschlossener Sarg.

„Bella Block: Das schwarze Zimmer“, Samstag 20.15 Uhr, ZDF. Eine Besprechung des Stuttgart-„Tatorts“ finden Sie am am Sonntag auf taz.de