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Archiv-Artikel

CHARLES TAKYI, HEIMKEHRER Der Ästhet

Charles Takyi, 24

■ kam mit fünf aus Ghana nach Berlin, wo er bei Tennis Borussia das Fußballspielen lernte.FOTO: DPA

Es muss Heimweh sein. Nach nur einem Jahr in Fürth kehrt Charles Takyi ans Millerntor zurück – und mit ihm die Hoffnung auf etwas höhere Fußballkunst in dem Verein, dem noch immer das Image anhaftet, hier würde Fußball mehr gearbeitet als gespielt. Er beerbt seinen eigenen Nachfolger, den nach Mainz abgewanderten Filip Trojan.

Noch vor einem Jahr sah der im ghanaischen Accra geborene und in Berlin aufgewachsene Fußballer keine Perspektive mehr in Hamburg. Wollte lieber den ewigen Tabellenfünften der zweiten Liga – Greuther Fürth – ins Fußballoberhaus schießen und sich selbst fortan mit den Besten messen. Doch auch mit Takyi wurde Fürth wieder Tabellenfünfter und Takyi selbst wurde zum Teilzeitarbeiter: Fast immer zu Spielbeginn unter den ersten Elf und fast genauso oft dann ausgewechselt.

Nun will er wieder bis zum Abpfiff auf dem Platz stehen. Seinen Traum vom Fußballoberhaus hat der schmächtige 24-Jährige dafür erst mal verschoben. Im offensiven Mittelfeld soll er hauptverantwortlich für die Kreativität beim Kiez-Club sein, der sogar eine sechsstellige Ablöse herausrückte, um den verlorenen Sohn zurückzuholen. Denn Takyi gilt seinem neuen und alten Trainer Holger Stanislawski als entwicklungsfähiger und schon fast bundesligatauglicher Fußballästhet.

Wären da nicht die Tage, in denen sich Takyi so ganz auf sein Talent verlässt und dem kampfbetonten Spiel konsequent abschwört. Ein schlampertes Genie mit Hang zum ewigen Talent. Konstanz ist Takyis Sache nicht. Dafür schon eher schnelle Autos und feiner Zwirn, was ihm den Spitznamen „Sir“ einbrachte.

Ein Blick auf seine Homepage legt nahe, der Sir würde am liebsten im Anzug im Stadion einlaufen. Was selbst die Kuttenträger am Millerntor ihm gönnen würden, sollte er endlich mal eine ganze Saison lang sein Potenzial abrufen. MARCO CARINI