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Bundesweiter BildungsstreikPolizei benutzt Pfefferspray

Die Studenten- und Schülerproteste erreichten heute ihren vorläufigen Höhepunkt. Es gab Festnahmen in Wiesbaden, Essen und Bochum. Eine Übersicht über die Aktionen gibt es hier.

Demo in Jena. Bild: dpa

BERLIN/DÜSSELDORF dpa/rtr/afp/taz | Mit einem bundesweiten Aktionstag haben am Dienstag mehrere zehntausend Studenten gegen Mängel im Bildungssystem protestiert. Im Zuge des Bildungsstreiks an Universitäten und Schulen gab es nach Veranstalterangaben Demonstrationen und Kundgebungen in mehr als 50 Städten. Schwerpunkte waren unter anderem Berlin, München und Wiesbaden.

Der Aktionstag sollte nach Angaben einer Sprecherin des Bildungsstreik-Bündnisses den "Auftakt zu einem heißen Herbst" markieren. Demonstration gab es unter anderem in Köln, Hannover, Duisburg, Essen und Bonn. Weitere Proteste sind demnach während einer Ende November beginnenden Aktionswoche geplant. Am 10. Dezember wollen Studenten beim Treffen der Kultusministerkonferenz (KMK) in Bonn demonstrieren. Unter dem Motto "Kultusminister nachsitzen" ist dabei eine Blockade am Tagungsort der KMK geplant.

Der bereits im Sommer begonnene Bildungsstreik richtet sich vor allem gegen die im Zuge der Bologna-Reform eingeführten neuen Bachelor- und Masterstudiengänge sowie gegen Studiengebühren. Unterstützung erhielten die protestierenden Studierenden vom Deutschen Studentenwerk (DSW). "Der zweite Bildungsstreik dieses Jahres, die zweite Protestwelle der Studierenden ist berechtigt", erklärte DSW-Präsident Rolf Dobischat in Berlin. "Unterfinanzierte Hochschulen, schlechte Studienbedingungen, ein extrem selektives Hochschulsystem, Studiengebühren, eine absolut mangelhafte Umsetzung der Bologna-Reform - die Studierenden pochen zu Recht auf Verbesserungen, und ich kann nicht erkennen, dass sie es gegenüber dem Sommer radikaler tun."

Der Deutsche Gewerkschaftsbundes (DGB) erklärte sich solidarisch mit den Studenten. In einer bereits am Dienstag veröffentlichten Erklärung forderte der Geschäftsführende DGB-Bundesvorstand "ein gutes Bildungswesen, das gleiche Chancen für alle Menschen garantiert". Das deutsche Bildungswesen hingegen sei "Weltspitze in sozialer Auslese". Auch die DGB-Bildungsgewerkschaft GEW unterstützte die Forderung nach besserer Bildung. "Die Bundesrepublik braucht eine Kehrtwende in der Bildungspolitik", forderte GEW-Chef Ulrich Thöne in Frankfurt am Main.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) kritisierte hingegen, dass die Proteste hinsichtlich der Forderungen ein "sehr diffuses Bild" abgäben und weiterhin "durch linksextreme und politikunfähige Organisationen entscheidend mitgestaltet werden". Dadurch werde die "auf konkrete Verbesserungen ausgerichtete Stoßrichtung der Proteste" geschwächt, erklärte der DPhV-Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger in Berlin. Damit seien Chancen verpasst worden, weil die Gelegenheit und Zeit zur Durchsetzung berechtigter Anliegen in der Bildungspolitik noch nie so günstig gewesen seien wie jetzt.

Der Deutsche Lehrerverband vertrat die Auffassung, die Lage an den Unis werde sich in naher Zukunft noch verschärfen. "Ein viel größeres Problem als die nicht gelungene Bologna-Reform ist die Frage, wie die Universitäten ab dem Jahr 2011 die doppelten Abiturjahrgänge bewältigen sollen", sagte Verbandspräsident Josef Kraus der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe). Am Bildungsstreik beteiligten sich auch Schüler. Sie kritisieren unter anderem die Schulzeitverkürzung in fast allen Bundesländern.

Demonstrationen in Deutschland

Alle besetzten Unis auf einer Karte. Bild: screenshot/googlemaps

In Berlin haben 15.000 DemonstrantInnen an der Demo teilgenommen. Die taz-Belegschaft hat aus dem dritten Stock Schokoladen-Care-Pakete in die Menge geworfen. Die Senatssitzung an der HU ist ohne Erfolg geblieben. Die vorgetragenen Punkte der Studierenden wurden abgelehnt bzw. auf nächsten Monat vertagt.

In Jena kam es zu Handgreiflichkeiten mit der Polizei, unter anderem wurde Pfefferspray gegen die DemonstrantInnen eingesetzt. Um 9 Uhr begann der Protestmarsch, bei dem circa 1.500 Studierende und SchülerInnen mitmachten. Etliche SchülerInnen wurden an der Teilnahme gehindert: In einigen Gymnasien, u.a. das Reichwein-Gymnasium, wurden sie einfach eingeschlossen.

Als der Protestzug dann an die Uni Jena gelangte, wartete dort schon die Bereitschaftspolizei auf sie. Einige DemonstrantInnen versuchten, in ihre Hörsäle vorzudringen, wurden jedoch mit "zum Teil robuster Gewalt" zurückgehalten, wie ein Mitglied des Studierendenrates Jena sagt. Dabei ging die Polizei mit Pfefferspray vor, außerdem wurden Personen zu Boden geworfen. Rektor und Kanzler verschanzten sich währenddessen in ihren Büros. Einige Demonstranten kletterten durch die Fenster in die Universität. Etwa eine Viertelstunde wurden sie von der Polizei in der Universität festgehalten; den Demonstranten wurde Strafverfolgung angedroht.

Hintergrund Bildungsstreik

Was die Schüler wollen:

- die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems

- mehr Lehrer bei kleineren Klassen

- die Abschaffung des G-8-Abiturs

- ein Ende des Einflusses der Wirtschaft auf die Schulen

Was die Studenten wollen:

- eine soziale Öffnung der Hochschulen durch den Abbau von Zulassungsbeschränkungen, mehr Studienplätze und die Abschaffung von Studiengebühren

- eine Sicherung der finanziellen Unabhängigkeit von Studenten und eine Abkehr von Studienkrediten

- Nachbesserungen bei der Bologna-Reform: Eine Abkehr vom Bachelor als Regelabschluss, weniger Verschulung, Möglichkeiten zu individueller Schwerpunktsetzung im Studium und den Abbau von Hürden beim Hochschulwechsel

- eine Demokratisierung des Bildungssystems durch mehr Mitbestimmung der Studenten in den Hochschulgremien

- die Einführung verfasster Studierendenschaften mit politischem Mandat in allen Bundesländern

- eine Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen durch Aufstockung des Lehrpersonals um 8.000 zusätzliche Professoren, 4.000 Mittelbaustellen und 10.000 Tutoren

- die Beendigung prekärer Beschäftigungsverhältnisse im Bildungsbereich

- die Förderung aller Studenten statt Elitenbildung

Um circa 13 Uhr wurde die Demonstration aufgelöst und der Hörsaal 1 besetzt. Zur Zeit diskutieren etwa 200 Studierende, wie weiter vorgegangen werden soll.

In München wird schon resümiert: Der Streik sei "klasse" gewesen, so eine Studentensprecherin, "man hätte es sich nicht besser vorstellen können." Circa 10.000 Studierende und SchülerInnen zogen zwischen 10 Uhr und halb zwei von der Ludwig-Maximilians-Universität München aus durch die Stadt, vor der Technischen Universität wurde eine Sitzblockade abgehalten. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Anschließend wurde im Audimax ein selbst gedrehter, vierminütiger Film gezeigt, ein "Besetzervideo", unterlegt vom "Besetzerlied", das die Uni Wien eigens für den Bildungsstreik komponiert hat. Jetzt folgen noch weitere Veranstaltungen im Audimax der LMU, unter anderem tritt ein bekannter Künstler auf. Wer, wird noch geheim gehalten.

Obwohl die meisten von ihnen vom Regen schon klatschnass waren, haben sich nach der großen Demo noch bis zu 300 junge Menschen vor dem Landtag in Wiesbaden eingefunden. Vor dem Plenarsaal haben sie ihre Parolen skandiert. Weil sie dabei die Bannmeile verletzt haben, drohte kurzzeitig ein Einschreiten der Polizei.

Abgeordnete, die gerade im Plenarsaal tagten, kamen zu den Demonstranten und boten an, mit einer Delegation im Landtag zu diskutieren. Das lehnten die Protestler jedoch ab mit der Begründung, jetzt sei es an den Politikern, einen Schritt auf sie zuzugehen. Einige Mitglieder der Oppositionsparteien und ein FDP-Abgeordneter stellten sich daraufhin der offenen Diskussion vor dem Landtag.

Auch in Wiesbaden wurden die Demonstranten kontinuierlich von der Polizei gefilmt, auch wenn, wie ein Teilnehmer sagte, "eigentlich nichts passiert ist". Nachdem die etwa 300 letzten Protestler mit den Politikern vor dem Landtag diskutiert hatten, dabei aber auf keinen grünen Zweig gekommen sind, wurden sie im Polizeispalier zum Bahnhof geleitet, wo sie jetzt ihren Heimweg antreten.

Während der Aktionen ist angeblich auch ein 14-jähriges Mädchen wegen Sachbeschädigung festgenommen worden, befindet sich aber nun wieder auf freiem Fuß.

In Köln ist die Demonstration gerade zu Ende gegangen. Um 9 Uhr haben sich die SchülerInnen getroffen, um halb zehn kamen dann die Studierenden dazu. Weil es während des gesamten Protestmarschs ziemlich regnete, sind viele TeilnehmerInnen nicht die ganze Strecke mitgelaufen.

Der Rektor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Köln wollte nicht, dass seine SchülerInnen an der Demo teilnehmen. Deswegen hat er die Schule abgeschlossen. Wer trotzdem nicht zum Unterricht kam, bekam einen unentschuldigten Fehltag.

Der Demonstrationszug, an dem circa 5.000 SchülerInnen und Studierende teilgenommen haben, hat besonders vor der Schule lange und laut protestiert.

In Freiburg hat bereits gestern Abend der Aktionstag mit einer Übernachtung in der besetzten Uni begonnen. Anfangs waren 900 Studierende beteiligt und haben an Podiumsdiskussionen teilgenommen, letztendlich haben bis zu 1.100 ihre Nacht dort verbracht.

Bis zu 6.000 Studierende marschierten heute dort durch die Innenstadt und sind nun wieder an der Uni, um ihre Besetzung fortzusetzen.

Bereits im Juni beim ersten Bildungsstreik in Freiburg gab es Ärger mit der Polizei, die die Demonstranten konsequent gefilmt haben. Für die heutige Demonstration wies das Bündnis Bildungsstreik vehement darauf hin, dies zu unterlassen, da es sich um eine friedliche Protestaktion handle.

Wie ein Sprecher der u-asta Freiburg berichtet, warteten aber auch heute neben uniformierten Beamten jede Menge Zivilpolizisten und Beamten im Staatsschutz auf. Wiederum wurden die DemonstrantInnen gefilmt. Nachdem die Teilnehmer der Demo sich darüber beschwerten und eine Anti-Repressions-Demo in den nächsten 48 Stunden ankündigten, packten die Polizisten jedoch nach und nach ihre Kameras wieder ein, so der u-asta-Sprecher.

In Essen sind 150 Protestierende, darunter überwiegend SchülerInnen, festgenommen worden. Vorher wurden sie eine Stunde eingekesselt. Zwischen 2.500 und 3.000 SchülerInnen waren seit halb zehn durch die Stadt gezogen, ab halb elf kamen noch circa 1.000 Studierende dazu. Um kurz vor eins wurde die Demo aufgelöst. Wie ein Sprecher der Asta Essen erklärte, fehlte es an einer "vernünftigen Demonstrationsleitung". Daraufhin fanden sich mehrere Gruppen zu Spontandemonstrationen zusammen, welche die Polizei bald wieder auflöste. Eine Gruppe versammelte sich vor dem Rathaus und blieb dort eine Stunde. Der Rathausplatz ist mit dem Einkaufszentrum überdacht, daher verstößt das nicht gegen das Recht zur Versammlungsfreiheit unter freiem Himmel. Trotzdem schritt gegen 15 Uhr die Polizei ein und transportierte die 150 Studierenden und SchülerInnen ab, angeblich wegen "Hausfriedensbruchs".

In Hamburg gab es kaum Protest: Nur 500 Studierende und SchülerInnen

gingen auf die Straße.

Hier gibt es einen Live-Stream aus Münster.

In Flensburg treffen sich die heute die Asten aus ganz Schleswig-Holstein zu einer Versammlung.

In Kiel wird erst morgen demonstriert. Der Grund dafür: Morgen tagt der Landtag zum ersten Mal, die Teilnehmer wollen "ihre Belange direkt vor die Tür" der Verantwortlichen tragen.

Am 18.11. findet dort ab 10.30 Uhr ein Protestmarsch statt, der am Rathausplatz beginnt, um 12 Uhr ist eine Zwischenkundgebung an der Uni geplant, dann gehts weiter zum Landeshaus.

Demos im Ausland

Auch über die Grenzen hinaus wurde mitdemonstriert. Als Teil der "Global Week of Action" fanden u.a. in Italien (150.000 Menschen in über 50 Städten) in Österreich, in Frankreich (in über 20 Städten), in der Schweiz und in Polen Kundgebungen, Demonstrationen und Schulblockaden statt.

In Wien gab es um 15 Uhr eine Kundgebung, jetzt findet auf dem Schwarzenbergplatz eine Abschlusskundgebung mit Musik statt, an der circa 3.000 Menschen teilnehmen.

in Innsbruck wurde massenweise Walzer getanzt, in Linz wird ein Wettpaddeln veranstaltet, in Graz wurden ProfessorInnen versteigert.

Im Gegensatz zu Deutschland lief der Aktionstag in Österreich friedlich ab.

JAN MOHNHAUPT, FRANZISKA LANGHAMMER, GORDON REPINSKI, FRANZISKA SEYBOLDT

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34 Kommentare

 / 
  • T
    topbert

    Schavan, Gewerkschaften und Co sind leider die falschen Ansprechpartner! Unsere Bundesbildungsministerin hat nun mal keinerlei Befugnisse mehr seit die alte Hochschulrahmengesetzgebung weggefallen ist. Bildung ist nun ausschließlich Ländersache! Warum tritt Deutschland denn bei europäischen Bildungskonferenzen mit 16!!!! Ministern an, statt mit einem, wie alle anderen?

     

    Deshalb sollten sich die Proteste nicht auf die Hochschulen und deren Räumlichkeiten konzentrieren sondern vor den Bildungs-/Wissenschafts-ministerien der Länder stattfinden. Besetzt diese, wenn es wirklich ein Ergebnis geben soll.

  • SU
    So und so

    @ Tzaduk:

     

    Was wollen Sie uns damit sagen? Ungebildete Studenten, packt eure Sachen ein und marschiert in Reih und Glied. Denken ist nicht erwünscht, weil ihr es nicht gelernt habt. Also Maul halten! Jeder Versuch ist sinnlos.

     

    Erstaunlich wie einige hier denken. Ganz nach dem Motto: Bringt doch eh alles nichts. Warum schmiedet ihr eigentlich nicht gleich eure eigenen Ketten und bindet euch fest. Hat doch eh alles keinen Sinn. Ihr unterschätzt die Unberechenbarkeit des Menschen. Eventuell geht alles lautlos unter. Vielleicht aber auch nicht. Irgendwann kommt der letzte Tropfen, der das Fass zum explodieren bringt.

     

    Seltsam ist es schon: Vor 12 Jahren gab es ebenfalls Proteste. Doch damals wurde kein Pfefferspray oder Schlagstöcke von der Polizei eingestezt. Vor irgednetwas müssen die doch heute geradezu phobische Ängste haben. Offensichtlich ist da doch weitaus mehr im Busch, als unsereiner annehmen mag.

  • M
    maart

    Auch in Kalifornien gibt's Proteste:

     

     

    http://www.democracynow.org/2009/11/17/why_are_we_destroying_public_education

     

    * Why Are We Destroying Public Education? University of California Students and Staff Prepare for System-Wide Strike to Protest Cuts *

     

    "The governing body of the University of California system, the Board of Regents, is preparing to vote on a major tuition hike for both undergraduate and graduate students. Undergraduate tuition would rise an average 32 percent, while some graduate schools would begin charging thousands of dollars for programs that are currently tuition-free. The Regents are meeting Thursday at UCLA, where students from across the state are converging for what organizers have dubbed a "Crisis Fest," including mass protests, civil disobedience and teach-ins."

  • KS
    kleiner Spinner

    "Der Rektor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Köln wollte nicht, dass seine SchülerInnen an der Demo teilnehmen. Deswegen hat er die Schule abgeschlossen."

     

    Könnt ihr da bitte noch ein bisschen genauer recherchieren? Wenn es sich nämlich wirklich so zugetragen hat, werde ich Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung stellen. Aber diese zwei Sätze reichen mir dafür nicht.

  • L
    locuta

    @mal angemerkt

     

    Etwas ot, aber trotzdem: ist Dir bei diesem ganzen durchgeknallten Genderirrsinn eigentlich schonmal aufgefallen, daß üblicherweise nur positiv besetzte Begriffe genderisiert werden?

    Oder hast Du schon von VerbrecherInnen, MörderInnen, LinkskriminellInnen, NazInnen usw.usf. gehört?

    Also, wenn schon, denn schon und dann mit allen Konsequenzen bitteschön!

  • K
    kritiker

    im sommer wie auch gestern habe ich mich aktiv am bildungsstreik beteiligt. außerdem war ich klar für das besetzen des audimax. nach nur einer nacht bin ich zum starken gegner der besetzerkultur geworden, die gerade ihren lauf nimmt. warum?

     

    - völlig illusorische Forderungen (1500 euro bildungsgehalt u.Ä.) die NIEMAND ernst nimmt / konstruktive, weniger radikale Forderungen werden sofort von der autonomen Mehrheit abgeschmettert

    - die "leitung" der besetzung geht hauptsächlich von der antifa aus / es befinden sich kaum studenten im besetzten hörsaal (kommentare wie z.b. "da stinkts wie in nem marderloch") / vielmehr hat sich der hörsaal zu einer enklave der antifa entwickelt, dessen gefolgschaft sich kaum bis überhaupt nicht aus studenten rekrutiert

    - konstruktive beiträge werden nicht gehört bzw. wollen nicht gehört werden / schon eher werden arbeitsgruppen wie die AG "Hygiene" gegründet, die für das stündliche lüften des Hörsaals verantwortlich sind

     

    damit macht man sich lächerlich. zudem ist festzustellen dass eine basis für diesen protest nicht existent ist. bei einer beteiligung von max. 5% der studentenschaft, kann man davon ausgehen, dass min. 80% es nicht für nötig halten zu demonstrieren und damit mit den studienbedingungen einverstanden ist. wenn 800 jurastudenten 120 besetzern ihre meinung mit buh-rufen demonstrieren, so zeigt sich damit ein falsches selbstverständnis der besetzer. diese (und bis heut morgen auch ich) haben die weis- und wahrheit nicht gepachtet.

  • A
    Anneliese

    Verehrte Taz-Redaktion,

     

    "Polizei benutzt Pfefferspray", warum erhebt man diese Nebensächlichkeit zur Schlagzeile über einen Artikel, dessen Inhalt viel aussagekräftiger ist?

     

    Diese Titelzeile erwartet man bei der BILD, bisher eigentlich nicht bei der Taz. Zeigt die Skulptur am Haus schon Wirkung?

  • M
    Martina

    @ nochmitDiplom: "Die Studenten sollten mal eine zentrale Website machen und da ihre eigenen Forderungen stellen ..."

     

    keine Ahnung, aber davon jede Menge ...

     

    wie wärs denn hiermit?

     

    --> http://www.bildungsstreik2009.de/

    siehe "Forderungen der Schüler_innen/ Studierenden"

     

    Schön dass im Zusammenhang mit dem Bildungsstreik immer nur den Protestierenden Unwissen vorgeworfen wird ...

  • M
    Marko

    Das ist also der Protest unserer geistigen Elite von morgen. Gut gemeinte Ansätze, beschämend nierdige Beteiligung und eine Debattenkultur auf der Vollversammlung, die nur Fremdschämatacken verursacht. In Köln wird z. B. diskutiert, ob man den Hörsaal besetzen soll. Wenn nein, dann eben nicht, wenn ja, wie sollen wir die Besetzung dann nennen? Soll es eine friedliche Besetzung oder nur eine Besetzung im Sinne einer Besetzung sein oder etwas anderes? Auf der Demo hat mich ein Kommilitone gefragt, ob es denn so etwas wie einen Zeitplan für heute gäbe, er hätte ja schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.

     

    Statt den Verursachern dieser Bildungsmisere einmal ordentlich Feuer unter dem sprichwörtlichen Arsch zu machen, musste ich mich heute belehren lassen, dass wir uns schließlich in einer pluralistischen Gesellschaft befinden, in der diskursiv abgestimmt wird, was hinterher geschehen soll.

     

    Schavan & Konsorten lachen sich vermutlich einen ab, ob dieser pubertären Protestaktion. Und vermutlich weiß sie auch ganz genau, dass sich nichts ändern wird, denn Gefahr geht von dieser domestizierten Kindergarten-Proteskultur sicher nicht aus. Vielleicht sollte man diesen Möchtegern-Revoluzzern einmal sagen, dass Protest weh tun kann, wenn man für seine Ziele einsteht. Aber ich glaube auch, dass es typisch deutsches Phänomen ist: Wenn man einen Tritt in den Arsch bekommt, sagt man hinterher noch artig Dankeschön und entschuldigt sich, dass man im Weg stand.

     

    Ich habe diesbezüglich jegliche Hoffnung verloren, uns geht es vermutlich wirklich noch zu gut. Also weiter im Mainstream des frechen Bürgers aber ja darauf achten, dass man sein Gesicht nicht verliert, denn Benehmen muss sein.

  • KL
    Kerstin Lehmann

    Dass die Polizei überall mitmischt, Politiker versuchen zu "diskutieren",sich aber niemand, der die z.T. mehr als berechtigten Forderungen erfüllen könnte sich zur stellungnahme bewegen lässt, das klingt, als hätten da ne Menge Leute Angst!

  • A
    Algorin

    Ihr habt AACHEN vergessen in eurem Bericht!

    Wir waren heute rund 2500 auf der Straße!

  • J
    Johannes

    Warum wird bei Wiesbaden nur von den 300 Leuten die vor dem Landtag demonstriert haben berichtet?

    Die, nach Polizeiangaben 4500 (laut Veranstalter 8000) Teilnehmer an der Demo vor dem Kultusministerium werden nicht erwähnt.

  • JB
    Jörn Bockmann

    solange es keine klare absage an ihk, schavan und alle anderen bildungszerstörer gibt, ist der protest leider ohne kraft. es ist jetzt an der zeit diesem ganzen wahnsinn aus exzellenzmist, elitären,faschistoidem wahn und wirtschaftlicher ausrichtung eine KLARE KAMPFANSAGE zu erteilen.

  • F
    flanders

    @Von mal angemerkt

     

    ...gib mir mal die Salzstreuerin bitte!

    (ich, neulich am Frühstückstisch, wollte witzig sein)

  • U
    unibrennt.at

    mich freut, dass der internationale aktionstag (nicht nur bundesweit) so großen erfolg hatte bzw hat.

    ich möchte noch erwähnen, dass sich in österreich sicher keiner gedanken darum macht, ob die uni-besetzungen "noch einen tag fortgesetzt werden".

     

    in österreich sind die unis bereits knapp 4 WOCHEN besetzt, und kein ende in sicht.

     

    die bildungsproblematik ist keine deutsche, österreichische, französische ode britische, sondern eine EUROPÄISCHE.

    gemeinsam statt einsam.

     

    beste soli-grüße

  • B
    Bremer

    Macht mehr, immer mehr und hört nicht auf! Und warum geht hier in Bremen nichts, ich will auf die Straße!

    Und das sagt einer, der noch nie Demonstrieren war!

  • W
    Wadim

    Schön zu sehen, dass sich die Studenten nicht alles gefallen lassen.

  • J
    Joe

    Schreibt einfach Europaweite Proteste und nehmt die Italienier noch mit auf: http://www.abendblatt.de/politik/ausland/article1273209/Studentenproteste-gegen-Bildungsreform-in-ganz-Italien.html

  • N
    N.A.

    Essen: "Zwischen 2.500 und 3000 Studierende waren seit halb zehn durch die Stadt gezogen, um kurz vor eins lösten die Polizisten die Aktion friedlich auf."

     

    Wie komisch, dass wir seit halb zehn durch die Stadt gezogen sein sollen, wo wir doch erst um halb elf an der Universität losgelaufen sind. Die Demonstration wurde von der Polizei von Anfang an durch unbelebte Seitengassen gelotst; durch die Innenstadt durften wir nicht - angeblich wegen des Weihnachtsmarktes (der sich bei weitem nicht durch die ganze Innenstadt erstreckt).

     

    Von friedlicher Auflösung durch die Polizei kann ebenfalls keine Rede sein - es wurde versucht, die Demonstranten durch Einschüchterung zur Auflösung zu bewegen. Die Begründung dafür wüsste ich zu gerne, da sich die Demonstranten die ganze Zeit über FRIEDLICH verhielten.

     

    Da muss es einen nicht wundern, wenn die Schüler und Studenten im Zuge der Polizei-Willkür versuchen, sich an einem anderen Ort wieder zu versammeln und sich weiter Gehör zu verschaffen.

     

    Der Organisator, der die Polizei mehrfach auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit aufmerksam gemacht hatte, wurde später festgenommen.

  • K
    Karlheinz

    Dass wenigsten die Studenten sich nicht alles gefallen lassen, macht mir Hoffnung für die Zukunft. Vieles gäbe es da, was geändert werden müsste.

     

    Mehr in meinem Blog

    http://sklaven-ohne-ketten.blogspot.com/

  • N
    nochmitDiplom

    IHK, Schavan, Gewerkschaften - jeder sieht in dem Protest das, was er gerne sehen würde. Schavan will noch schnellere bessere Reformen, IHK meint, Studenten sollen noch mehr praxisnah, also berfufsvorbereitend ausgebildet werden, Gewerkschaften sehen ihre GEW-Forderungen.

     

    Die Studenten sollten mal eine zentrale Website machen und da ihre eigenen Forderungen stellen, sonst werden sie erdrückend umarmt von denen, die die Misere mit ihren politischen Forderungen erst möglich gemacht haben.

  • J
    Jemand

    Die Demonstrationsteilnehmer in Essen waren zu einem hohen Prozentsatz Schüler, denen leider ein wenig das Organisationstalent fehlte und die die Demo stellenweise zur "schul frei, saufen"-Party verkommen liessen.

  • JA
    Josef A.

    Nürnberg, 17.11.2009: ca. 7000 SchülerInnen & StudentInnen auf der Straße. Im Lauf der Demonstration ist es zur Besetzung der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule gekommen. Die Besetzung hält derzeit noch an. Im Vorfeld an die Großdemonstration in Nürnberg wurde ebenfalls das Audimax der Universität Erlangen von ca. 600 Studierenden besetzt. Nach einer Umstellung der Hochschulen durch die Polizei zog sich diese schließlich nach Aufforderung der Hochschulleitungen zurück. Dennoch ist es im Vorfeld zu Festnahmen gekommen.

  • F
    f.l.

    In Essen war die Polizei eh ein wenig nervös, direkt nachc 5 Minuten schon den Platz räumen wollen etc, was soll denn das?

  • CG
    C. Gerhardt

    In Essen hat die Staatsmacht die ganze Zeit über gefilmt.....

  • T
    thefnord

    Die Studenten sollten auf Nummer sicher gehen und auch die Polizei filmen. Man weiß ja was passiert, wenn sie es nicht machen. FSA

  • H
    Heinrich

    Eine schöne fortlaufende Berichterstattung der TAZ des großen und sehr fördernswerten ersten Engagements der Studenten.

     

    Ein nettes kleines HU-Morgeninterview, das allerdings die Protest-Realität angesichts der Tageszeit 6 Uhr nur sehr beschränkt wiedergibt: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/900304/Uni-Streik-Bildung-ausfinanzieren

  • EP
    Ein Pragmatiker

    @Tzaduk

     

    Ich gebe dir völlig recht. Ein schönes Interview in der TAZ von heute ist auch hier zu lesen:

     

    http://bit.ly/3U1dcS

     

    Dieses Wertegemenge führt zu überhaupt nichts und spätestens wenn Wirtschaftsstudenten oder Juristen nur wegen ihrem Studienfach ausgebuht und mit "Lobby"-Rufen von der Bühne gezerrt werden, ist es doch einfach nur noch lächerlich.

     

    Deshalb: Wer die Forderungen des Bildungsstreiks unterstützt, aber sich nicht gleich alle anderen Forderungen des Pakets "Pseudo-Links mit Happening" einkaufen will, MUSS ZU DEN PLENARSITZUNGEN GEHEN UND FLAGGE ZEIGEN. Sonst gehen die eigentlichen Ziele unter und wir jagen weiter Credit-Points hinterher.

     

    Content is King oder Inhalt vor formalen Anforderungen!

  • K
    kermit

    nur eine glühweinrevolution. morgen geht's wieder zurück in die uniklassen. zu brav 2009.

  • J
    Joseph

    Ein weiterer kurzer Tagesschaubeitrag ist hier zu sehen http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/nm1168.html . Dieser besteht aus dem Beitrag ansich "Bundesweite Studentenproteste

    Für ein besseres Studium auf die Straße" http://www.tagesschau.de/inland/studentenproteste118.html und und einem Interview "Marina Helmke, Studentin der Universität Hamburg, zu den Forderungen der Protestbewegung" http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video604854.html .

     

    Marina Helmke gibt dabei ein wirklich tolles Interview, auch anbetracht dessen, dass sie noch so jung ist. Hingegen ist die selbstverliebte, infantile und polemische Moderation der Gabi Bauer bei solch einem ernsten und bedeutenden Thema völlig unangemessen, inakzeptabel und unglaubwürdig.

  • T
    Tzaduk

    An den Unis sind bei Wahlen Beteiligungsquoten von 3-4%. Wer nimmt das denn ernst? Wenn die Leute, die sich jahrelang nicht engagiert haben, auf einmal genug haben, dann ist das schwer zu vermitteln - auch der Politik. Wenn dann außerdem Interviews von Akademikern (und ja, "Genderbetonung" Akademikerinnen) gegeben werden, wo die jungen Damen und Herren echte Artikulationsschwierigkeiten haben, dann nehme ich das noch viel weniger ernst. Die uralten Probleme werden neu verpackt, aber die Studenten verstehen selbst immer weniger davon. Und das ist das eigentliche Drama. Eisernes Schwarz-Weiß-Sehen, keinerlei eigene Vorschläge und (unglaubliche Schwachheiten für Hochschulweise) eine Vermengung eigener Ziele, bis kein einziges mehr erreichbar ist. "Frauenquote" und "Besseres Kantinenessen" in einem Abwasch mit "Bologna rückgängig machen" und "Unis besser ausstatten". Jedes Ziel für sich keine schlechte Idee - aber als Packet will das nicht ein einziger Student alles auf einmal. Dumm sowas, einfach dumm.

  • D
    Dolph

    Proteste? Welche Proteste? Kinderkacke mit Happeningcharakter ist das! Wie jedes Jahr bei den "Studentenstreiks" gegen dies oder jenes. Ich wünschte, es gäbe mal richtige Proteste.

  • R
    Robert

    In Sachsen wird es am kommenden Dienstag eine zentrale Demo in Leipzig geben!

  • MA
    mal angemerkt

    Ich hatte schon Angst, dass die Proteste wieder verlaufen...

     

    By the way an die Redaktion: Wenn schon der Versuch der Genderbetonung gemacht wird, dann auch durchziehen! Also auch SchülerInnen, StudentInnen, TeilnehmerInnen, DemonstrantInnen... Wirkt sonst wie gewollt und nicht gekonnt