MIT DEM PELIKAN-PERU AUF DU UND DU: Brutale Räumung
■ ArbeiterInnen wollten Inflationsausgleich durchsetzen
Lima/Berlin (taz) — Mit „Tränengas und Schüssen“, so titelten die Tageszeitungen in der Peruanischen Hauptstadt Lima, wurde am Montag eine Fabrikbesetzung bei der Carbolan S.A.-Pelikan beendet. Die rund 120 gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Arbeiterinnen der im Osten der Hauptstadt gelegenen Firma hatten das Werkgebäude seit dem 15. Oktober besetzt gehalten, um ihre Lohnforderungen durchzusetzen. Das Management des Unternehmens, an dem die deutsche Pelikan AG in Hannover maßgeblich beteiligt ist, ließ nach 21 Tagen Besetzung rund 200 Polizisten in Kampfpanzern anrücken, um das Werk gewaltsam zu räumen. Das peruanische Fernsehen zeigte Bilder eines äußerst brutalen Polizeieinsatzes: wie eine Pelikan-Arbeiterin an den Haaren aus der Fabrik geschleift und ein blutüberströmter Kollege festgenommen wurde. 28 ArbeiterInnen wurden festgenommen, zehn wurden verletzt, einige davon durch Gewehrschüsse.
Mit ihrer Besetzungsaktion wollten die Pelikan-Beschäftigten vor allem einen Ausgleich für die Hyperinflation in Peru durchsetzen: über 11.000 Prozent in den letzten 12 Monaten. Außerdem wollten die Streikenden gegen die Einschränkung gewerkschaftlicher Rechte protestieren. Sie haben angekündigt, auch nach der Räumung den Streik fortzusetzen. Allerdings befürchten sie nun Massenentlassungen, weil die Räumung auf richterliche Anordnung hin erfolgt ist. Die Entscheidung des Gerichts ist jedoch unter Juristen umstritten. Sogar der Sprecher der Schweizer Konzernzentrale Pelikan International räumte gegenüber der taz ein, daß angesichts der hohen Inflationsrate in Peru eine Lohnanpassung notwendig wäre. km/marke
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