: Brüderchen Pop auf der Durchreise
Hey, den kennen wir doch: Christian Kracht macht ganz kurz Station in Eggers Landwehr, liest ein bisschen und ist auch schon wieder weg
Pop darf man hier eigentlich nicht schreiben, denn mit Popliteratur will Christian Kracht nichts mehr zu tun haben. Wie man hört. Überhaupt hört man so einiges und weiß wenig. Das kriegt er wie immer gut hin, der Christian Kracht, was jetzt auch nicht so schwer ist, wenn man irgendwo in Bangkok lebt und sich vor allem überlegen muss, welchen Anzug man heute wieder zu welchen Schuhen kombiniert und ob die Socken auch dazu passen und ob nicht vielleicht mal wieder der Jaguar (oder war es ein Triumph?) gewaschen werden sollte. So stellt man sich das zumindest vor, aber man weiß, wie gesagt, wenig. Die hervorstechendste Eigenschaft von Christian Kracht ist, dass er die ideale Projektiosfläche ist. Viele mögen ihn nicht, weil er nach dem 11. September die Taliban und vielleicht auch Ussama „camp“ fand, was wohl irgendwie als Kompliment gemeint war. Sie finden das typisch für diese gelangweilten jungen Menschen mit viel Geld, dass die sich den Realitätsschock herbeiwünschen. In seinem letzten Buch „1979“ hat Kracht auch tatsächlich so etwas beschrieben, da gerät so ein Typ in die Revolution in Teheran und von da gleich weiter in ein chinesisches Straflager. Das Problem ist nur, Kracht ist nicht seine Figuren. Könnte sogar sein, dass deren Leere ihm selbst am meisten auf die Nerven geht. Heute schaut er ganz kurz in Berlin vorbei und liest zusammen mit Eckhart Nickel neue Texte.