Bremen schlägt zurück : Hauptstädter sind doof
Endlich mal wieder ein Grund zur Freude in Berlin. Bremen sei ein „erbärmliches Kaff“, hieß es gestern schadenfroh auf der „Wahrheit“-Seite der taz, und komme „zu Recht“ nicht auf die Liste der Unesco. Und das, so dichtete man in der Berliner Redaktion, obwohl ja „jeder Bahnhofskiosk inzwischen Weltkulturerbe der Unesco“ sei. Wir lernen: Die Berliner Nationalgalerie, das Alte Museum, das Neue Museum – mit hauptstädtischem Blick betrachtet in der Kiosk-Liga.
Denn der Hauptstädter hasst nicht nur die Provinz, er hasst auch sich selbst. Was völlig logisch ist: Der Berliner ist ja kein Berliner, sondern kommt aus Schwäbisch-Hall, Castrop-Rauxel oder Zell am See. Von dort aus ist er geflohen, weil nur die Metropole die Weite seines Horizontes ausfüllen kann. Nun ist er endlich da und führt die Provinz in sich spazieren. Friedrichshain, Prenzlberg, Kreuzberg: Mekkas der Mittelmäßigkeit. Uniform beschürzt durch den Second-Hand-Händler nebenan.
Cool findet der Hauptstädter, dass er könnte, wenn er nur wollte. Aber er will nicht. Denn dem Berliner Bären reicht es, wenn er am nächsten Bahnhofskiosk ein Berliner Kindl trifft. Und falls dem Bären am Kiosk vor der Nationalgalerie tatsächlich mal ein Gedanke kommt, dann brüllt er. Erstens: Damit es jeder hört. Zweitens: Weil er weiß, dass Bären die Brüllen, nicht beißen müssen.
Klaus Irler