Boykottaufruf gegen SWB-Kohlekraftwerk : Standortfaktor Schornstein
Patrioten aufgepasst! Der Aufruf der Umweltverbände, SWB-Strom zu boykottieren, um das klimaschädliche Kohlekraftwerk zu stoppen, sei ein Aufruf gegen Bremen, behauptet die SWB. Weil das Kraftwerk mit denselben CO2-Emissionen dann eben anderswo entstehe. Und Bremen nur die Arbeitsplätze flöten gingen. Das mag sein – und ist doch falsch.
Kommentar von ARMIN SIMON
Der bundesweite Run auf neue Kohlekraftwerke ist ein Wettrennen der Stromerzeuger. Die Planungs- und Konstruktionskapazitäten sind begrenzt, der Strombedarf auch, und um günstig an CO2-Zertifikate zu kommen, muss der Ofen auch noch 2011 angeheizt werden. Da gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Nur: Wer erst mal eine Milliarde Euro in ein Kraftwerk gesteckt hat, wird 40 Jahre lang seinen Kohlestrom verkaufen wollen – und hat weder Geld noch Interesse für eine Energiewende übrig, bei der Energiesparen, hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung und eine nachhaltige, also regenerative Energieversorgung erste Priorität genießen.
Die Frage „Kohlekraftwerk – Ja oder Nein“, über die Rot-Grün sich streiten wird, ist also durchaus eine Standortfrage. Aber es geht nicht um vielleicht 70 Arbeitsplätze unterm Schornstein. Sondern darum, ob Bremen eine energetische Vorzeigestadt wird – mit Hunderten von Arbeitsplätzen, die dabei entstehen.