: Bourgeoisie wird hofiert
betr.: „SPD redet Arme klein“ u. a., taz vom 18. 10. 06
wegen eines angeblichen unwortes geht ein aufschrei durch die politikerreihen, dabei übersehen sie, dass es in ihren augen noch andere unwörter gibt. wie zum beispiel das wort : bourgeoisie, denen sie allesamt angehören. Diese klasse zu verteidigen gilt es nämlich, und das „unwort“ dazu heißt klassenkampf von oben. der tobt nun allerdings schon seit den 60er-jahren und geht einher mit der totalen rationalisierung der arbeitsprozesse und auslagerung von fabriken in die sogenannten dritte-welt-länder. Das „unwort“ wäre: neue kolonialisierung. all die begriffe werden heute nicht mehr verwandt, weil es den internationalen globalisierungsprozess des turbokapitalismus stören würde. alles schreit nach bildung und vergisst dabei, was denn bildung ohne arbeitsplätze soll. nach meinem verständnis von funktionierender wirtschaft müssen mehrere dinge verändert werden, damit diese gesellschaft nicht auseinanderfällt und der falschen ideologie nachläuft. zum einen muss eine solidarische wirtschaftsform gefunden werden, zum anderen müssen die steuerhinterzieher zur kasse gebeten werden, und letztendlich müssen – solange wir keine andere gesellschaft haben – endlich die steuern für die reichen aller länder angehoben werden und nicht gesenkt. es ist ein europäisches phänomen, dass die bourgeoisie hofiert wird. was allerdings bei der neugründung versäumt wurde in das sogenannte grundgesetz zu schreiben ist die tatsache, dass nationale industrie in der nation zu bleiben hat, in der sie groß wurde.
ILSE SCHWIPPER, Berlin