Botanika: Treibhaus auf dem Trockenen
Das grüne Science-Center soll zum Jahreswechsel privatisiert sein. Aber fürs Zukunftskonzept fehlt noch Geld und die SPD will keine Haushaltsmittel mehr ausgeben
Es sollte einmal eine große Touristen-Attraktion werden. Daraus wurde nichts - mangels Besucherandrang. Diese Woche nun steht das Science-Center "Botanika" im Rhododendrenpark auf der Kippe. Das Umweltressort hat eine weitgehend abgespeckte Variante für die Zukunft der Schau-Häuser vorgelegt, das Minimum aus Sicht der Behörde, aber selbst das ist den Haushaltsexperten der SPD-Fraktion möglicherweise zu viel: "Beratungsbedarf" bestehe, sagt die Haushalts-Sprecherin Uta Kummer, mehr möchte sie nicht verraten. Am Mittwoch soll es einen Termin zwischen Senatoren und den Fraktionsvorsitzenden von SPD und Grünen geben.
Die Stadtgemeinde will nicht Jahr für Jahr Geld zuschießen, das war die Zielsetzung. Es sollte ein Konzept geben, das sich an das für den Rhododendrenpark anlehnt: Eine Stiftung, die den Betrieb von Botanika übernimmt. Aber außer dem Kaufmann Klaus Hollweg, der sich schon in der Stiftung Rhododendrenpark engagiert hat, hat bisher niemand Geld angeboten - es gibt private Stiftungszusagen über 1,5 Millionen Euro. Gebraucht würden 10 Millionen Euro, das würde reichen, wenn die Zinsen wieder steigen. Das derzeitige Zinsniveau ist ein Problem für alle Stiftungen.
"Wenn wir öffentliches Vermögen aus der öffentlichen Kontrolle herausgeben", sagt Jens Dennhardt, umweltpolitischer Sprecher der SPD, "muss es nennenswerte private Kapitalerträge geben." Die Stadt will aus dem Risiko heraus: "Unsere Sorge ist, dass wir die Gelder nicht entsprechend den Schwerpunktsetzungen der Koalition verwenden."
Für die Jahre 2011 und 2012 sind noch einmal jeweils 650.000 Euro Zuschuss in den Haushaltsplänen veranschlagt. Danach soll der Zuschuss auf 250.000 Euro sinken. 150.000 Euro sollen dazu jährlich aus dem Bildungsetat dazu kommen, Uni und Schulen würden dafür unentgeltlich die Botanika für Ausbildungszwecke nutzen können. Die Hälfte des Stiftungskapitals, fünf Millionen Euro, sollte ursprünglich aus der "Oberflächenwasser-Abgabe" kommen - also aus einem staatlichen Sonder-Topf. Als Kompromiss wurde die Summe auf drei Millionen reduziert, was aber die Lücke zu den angepeilten 10 Millionen vergrößert. Nach der Wirtschaftskrise könnte die Spendierbereitschaft der Unternehmen wieder wachsen, tröstet sich das Umweltressort. Und wenn das Stiftungskapital nicht zusammen kommt? Diese Frage ist so offen wie die, wer für mögliche Sanierungs-Investitionen zahlt.
Aber die Alternative wäre, Botanika zu schließen, und das will - bislang - niemand. Weil es für Bildungsinitiativen Gelder aus dem Konjunkturpaket II gibt, wäre die Finanzierung von Seminar-Räumen aus solchen Mitteln möglich, 1,5 Millionen Euro sind vorgesehen. Und das Café muss instand gesetzt werden, damit es neu verpachtet werden kann. Mögliche Pachteinnahmen würden das Defizit der Betriebskosten senken.
Vergangene Woche ist es dem Umweltsenator gelungen, die Zustimmung von Finanzsenatorin und Senatskanzlei für den abgespeckten Entwurf zu gewinnen. "Jetzt muss die SPD-Fraktion sagen, ob sie die Botanika ganz dicht machen will", sagt Grünen-Fraktionschef Matthias Güldner. "Es geht nur so - oder gar nicht."
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