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reisen in die zivilgesellschaft

13. - 20. Juni + 14. - 21. November 2025

Bosnien und Herzegowina

  • Sarajevo – Jablanica – Mostar – Višegrad – Goražde – Srebrenica
  • 1.850 € (DZ/HP/ohne Anreise)
  • Reiseveranstalter: Kultour Ferienreisen, Deutschland-Büro Herrenberg
  • Online-Buchung möglich über www.kultour.ch/de/booking/bosnien-taz-2025, als Link am Ende dieser Ausschreibung in: Preise und Leistungen

mit Erich Rathfelder in Kooperation mit Amela Maldosević

Diese Reise findet bereits seit 2008 mit verschiedenen Routen statt. Seit 2021 machen wir keine Rundreise mehr, sondern unternehmen von Sarajevo aus mehrere Tagesexkursionen. Die erste führt nach Mostar, das noch vom bosniakisch-kroatischen Konflikt geprägt ist, außerdem fahren wir nach Srebrenica sowie nach Višegrad und in die bosnische Enklave Gorazde. An den anderen Tagen bleiben wir in Sarajevo, wo wir Gespräche mit einheimischen und auch internationalen Beobachtern führen werden.

Wie immer bei dieser taz-Reise werden wir mit politischen Akteuren, Funktionsträgern und Projekten der Zivilgesellschaft zusammentreffen, doch dabei auch die herrliche Landschaft, gutes Essen sowie den Wein der Region genießen. Gleich zu Beginn werden Sie das Flair von Sarajevo erleben können. Und dabei einige interessante Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft kennenlernen.

Programm

Hier finden Sie das Programm der Reise.

1. Tag (Freitag)

Individuelle Anreise bis zum frühen Nachmittag; Begrüßung durch Erich Rathfelder und Amela Maldosevic. Gegen 16 Uhr beginnen wir im Hotel mit einer Einführungs- und Kennenlern-Runde. Hier können auch Sonderwünsche geäußert werden. Anschließend ist Zeit für einen ersten Rundgang durch die Altstadt in ein Restaurant, in dem wir gemeinsam zu Abend essen.

2. Tag (Samstag)

Nach dem Frühstück wird Erich Rathfelder in einem Vortrag die Jahrhunderte umfassende Entwicklung Bosnien und Herzegowinas hin zu einer multinationalen und multireligiösen Gesellschaft erläutern.

Danach lernen wir Sarajevo und seine jüngste Geschichte anhand eines historisch - politisch - kunstgeschichtlichen Bummels durch die Altstadt etwas genauer kennen. Anschließend Mittagspause.

Nachmittags werden wir zunächst das Tunnelmuseum besuchen und uns über die mehr als dreijährige Belagerung Sarajevos 1992-1995 informieren, anschließend noch das von Serben bewohnte Ost-Sarajevo.

Kann eine Versöhnung zwischen den Belagerten und den Belagerern gelingen? Darüber sprechen wir mit Aida Cerkez, Sarajevoer Urgestein, während des Krieges Journalistin und Mutter, heute politische Analytikerin und Filmemacherin. Anschließend Abendessen in einem Restaurant im Stadtzentrum.

3. Tag (Sonntag)

Morgens fahren wir mit dem Bus (ca. 2 Stunden) durch eine herb-schöne Berglandschaft hinab in die Herzegowina nach Mostar. Unterwegs besuchen wir in Jablanica das Partisanen-Museum, das die Schlacht an der Neretva zwischen Partisanen und deutschen Besatzern dokumentiert. (Hier wurde auch ein Film über die Schlacht mit bekannten Hollywoodschauspielern gedreht: Yul Brynner spielte Jugoslawiens Staatschef Tito.)

Gegen Mittag erreichen wir Mostar. Nach einem individuellen Mittags-Imbiss ist ein Stadtrundgang mit dem kroatisch-bosnischen Schriftsteller Mirko Bosić geplant. Danach treffen wir lokale Vertreter*nnen der Zivilgesellschaft.

In Mostar werden wir auch zu Abend essen mit Blick auf die alte historische Brücke (stari most), bevor wir nach Sarajevo zurückfahren.

4. Tag (Montag)

Heute bleiben wir in Sarajevo. Der Tag beginnt mit einem Besuch im Open Centar Sarajevo mit Informationen zur Situation von, Frauen, Schwulen und Lesben. Anschließend sprechen wir über die multinationale Identität, die Chancen einer Aussöhnung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Land nach dem Krieg und über Initiativen der Zivilgesellschaft.

Bei einem Treffen im Franziskaner-Kloster geht es um die spezielle Rolle der Franziskaner in Bosnien und um die Erfahrungen in Bezug auf den Dialog zwischen den Religionen.

Und zum Abschluss des Tages gibt es Zeit zur freien Verfügung, die z.B. für eine Seilbahnfahrt auf den Berg Trebevic am südlichen Stadtrand von Sarajevo genutzt werden kann.

Abends gemeinsames Abendessen in einem Restaurant.

5. Tag (Dienstag)

Heute unternehmen wir eine Exkursion nach Višegrad und Goražde. Nach dem Frühstück fahren wir los und besuchen zunächst die berühmte Brücke in Višegrad.

Danach sehen wir uns den seit 2011 neu gebauten Stadtteil Andricgrad an, ein Projekt des Filmemachers Emir (Nemanja) Kusturica. Dem ehemaligen Bosniaken, der inzwischen zum orthodoxen Glauben übergetreten ist, wird von Kritikern vorgeworfen, mit dem Bau von Andricgrad – just an der Stelle, wo im Balkankrieg ein Internierungslager für Muslime eingerichtet war – die Erinnerung an die Kriegsgräuel auslöschen zu wollen.

Nachmittags fahren wir in die bosnische Enklave Goražde, wo wir auch zu Abend essen werden, bevor es dann wieder nach Sarajevo zurückgeht.

6. Tag (Mittwoch)

Heute geht es noch einmal auf Exkursion: nach Srebrenica in die Republika Srpska, wo 1995 das Massaker an über 8.000 muslimischen Bosniaken stattfand. Auf der gut zweistündigen Hinfahrt gibt es eine Einführung zum Thema „Genozid“ durch die Reiseleitung.

Danach besuchen wir das Denkmal im nahe gelegenen Potočari und das neue Museum, das ausführlich die jüngste Geschichte der Stadt dokumentiert.

Ehe wir die Region wieder verlassen, nehmen wir ein frühes Abendessen in einem der Restaurants der Region ein. Anschließend geht es zurück nach Sarajevo, wo wir gegen 19.30 Uhr eintreffen werden. Der Rest des Abends steht zur freien Verfügung.

7. Tag (Donnerstag)

Den heutigen Tag werden wir wieder in Sarajevo verbringen. Er beginnt mit einem Vortrag von Prof. Lejla Bušatlić zur Kulturgeschichte der Stadt: Kultur im letzten Krieg und danach.

Danach besuchen wir gemeinsam das Historische Museum und sehen die Ausstellung zur Belagerung der Stadt.

Nach einer Mittagspause sprechen wir zum Abschluss mit einem kritischen Intellektuellen über die Rolle der Religionen in der bosnisch-herzegowinischen Gesellschaft. Am Abend gibt es noch ein gemeinsames Abendessen.

8. Tag (Freitag)

Nach einem Frühstück endet die gemeinsame Reise; einige Teilnehmer werden noch in der Region bleiben, andere treten individuell ihre Heimreise an. (Infos zur An/Abreise in: Preise und Leistungen).

Umstellungen und Änderungen im Detail sind möglich. Stand: 8. Dezember 2024

Sarajevo liegt in einem Talkessel Foto: Werner Kamppeter

Sarajevo gehört zu den magischen Städten in Europa. Obwohl eigentlich an der Peripherie gelegen, hat die Stadt im letzten Jahrhundert zwei Mal die europäische Geschichte nachhaltig beeinflusst. 1914, als serbische Extremisten den Thronfolger des Habsburgerreiches ermordeten, was zum Anlass für den I. Weltkrieg werden sollte.

Und 1992, als die über dreieinhalb Jahre von serbischen Truppen belagerte Stadt trotz großer Opfer dem Angriff standhielt. Viele haben Sarajevo damals mit dem belagerten Madrid 1936 verglichen, nur blieben die internationalen Brigaden zur Verteidigung der Stadt aus. Dafür kamen UN-Truppen, die zur Enttäuschung der Einwohner lediglich humanitäre Hilfe in die Stadt bringen durften.

Die türkischen Bäder in der Altstadt von Sarajevo

Der Krieg hat Fakten geschaffen. Das einstmals multikulturelle, multireligiöse Bosnien wurde in seiner Identität schwer erschüttert, die sogenannten „ethnischen Säuberungen“ haben Gräben zwischen den Bevölkerungsgruppen der Bosniaken (Muslime), der Serben (Orthodoxe) und der Kroaten (Katholiken) aufgeworfen, die einstmals vor dem Einmarsch der Nazis 1941 in Sarajevo dominierende Gruppe der Juden ist nach dem letzten Krieg auf 800 Menschen geschrumpft.

Doch Bosnien und Herzegowina und vor allem die Hauptstadt Sarajevo ziehen in den letzten Jahren immer mehr Besucher an. Und die meisten sind überrascht vom Wiederaufbau der Stadt, vom Flair und der offenen, toleranten Atmosphäre.

Ehemaliges Rathaus von Sarajevo, seit 1947 Sitz der Nationalbibliothek - wurde 1992 durch serbischen Beschuss stark zerstört, aber nach Kriegsende originalgetreu restauriert.

Nach wie vor werden die Konflikte von Nationalisten in allen drei Bevölkerungsgruppen geschürt. Doch nach wie vor gibt es auch das Bosnien der Toleranz und des geordneten Mit- und Nebeneinanders. Städte wie Sarajevo stehen für diese Tradition. Junge Leute wollen eine Perspektive im eigenen Land erreichen, wollen die Dinge verändern, die Mehrheit der Bevölkerung will vor allem eines: Frieden, eine wirtschaftliche Entwicklung und langfristig die Aufnahme in die Europäische Union.

Die spannende Frage, wie ein Land, das erst vor einem Vierteljahrhundert durch einen so grausamen Krieg gegangen ist, eine demokratische Normalität entwickeln kann, wird auch auf dieser Reise nicht vollständig beantwortet werden. Aber Sie werden den Stand der Dinge vor allem bei Gesprächen mit Menschen aus der Zivilgesellschaft konkret erfahren können. Und damit Einsichten gewinnen, die auch für andere Konfliktherde der Welt von Bedeutung sind.

Im zweigeteilten Mostar kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Bosniaken und Kroaten Foto: Werner Kamppeter

Reiseleitung: Erich Rathfelder

Die Reise wird vom langjährigen taz-Balkan-Korrespondenten organisiert und begleitet. Seit 1991 hat Erich Rathfelder die Kriege und den Friedensprozess auf dem Balkan durchlebt und beschrieben – und kennt das Land wie kaum ein anderer.

in Kooperation mit Amela Maldosevič

Die Kunsthistorikerin und Dokufilmerin lebt in Sarajevo; als Bosnierin wird bei der Reise auch übersetzen.

Bitte buchen Sie die Reise direkt beim Reiseveranstalter

Der frühere Reiseveranstalter "Tour mit Schanz" ist in Insolvenz gegangen. Alle taz-Reisen sind übernommen vom Reiseveranstalter "Kultour Ferienreisen"