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Bonn schweigt zu geheimen Nato-Umtrieben

■ Kaum noch Zweifel: Nato-Geheimdienst „Gladio“ war auch in der BRD aktiv/ Deutsche nahmen an Führungstreffen teil

Bonn (taz) — Nach dem Bekenntnisreigen aus Italien, Frankreich, Belgien und Griechenland kommt nun die Bundesregierung massiv unter Druck: Grüne und SPD drängen auf präzise Auskünfte über Existenz und Aufgaben eines Nato-Geheimdienstes unter dem Decknamen „Gladio“ auf dem Boden der BRD. Aussagen ehemaliger Gladio-Mitarbeiter in Italien und Belgien lassen kaum noch einen Zweifel daran, daß der Dienst in Deutschland unter dem Namen „Schwert“, der schlichten Eindeutschung von Gladio, aktiv war oder noch ist. Ein früher in Italien für Gladio zuständiger Geheimdienstgeneral erinnert sich zum Beispiel daran, daß 1972 in der amerikanischen Kaserne in Bad Tölz ein Treffen der Gladio-Ausbildungsleiter stattgefunden hat. Der belgische Verteidigungsminister gab gar an, daß noch Ende Oktober ein Treffen des „Geheimen Alliierten Komitees“, dem Gladio-Leitungsgremium, stattgefunden hat, an dem selbstverständlich auch die Deutschen beteiligt waren. Noch mauert das Bundesverteidigungsministerium. In einschlägigen Kreisen wird vor allem über die Aufgaben dieses Nato- Geheimdienstes spekuliert. Quasi-offiziell verlautet, die Gruppe sei auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges installiert worden, um im Falle einer Invasion durch die UdSSR Widerstandsnester aufzubauen. Tatsächlich vermutet man in Italien und Belgien, der Dienst habe massiv in die innenpolitische Auseinandersetzung der jeweiligen Länder eingegriffen, um für Nato-freundliche Regierungen zu sorgen. Dabei sei auch vor Attentaten und anderen terroristischen Aktionen nicht halt gemacht worden. SEITE 2

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