piwik no script img

■ Bonn-apartAlles Banane

Bonn (taz) – Trotz des vielbeklagten Niedergangs des politischen Liberalismus haben die Freidemokraten ihren Sinn für freie Märkte nicht verloren und deshalb sind nun sie, und nicht die Volksparteien, die entschiedensten Verteidiger eines deutschen Sonderrechts geworden. Mit dem Privileg der zollfreien Banane, das der weitblickende Konrad Adenauer 1957 für die Westdeutschen festschreiben ließ, soll es bekanntlich in vier Monaten vorbei sein. Denn die europäischen Agrarminister haben sich mehrheitlich verständigt, die großen gelben Dollarbananen aus Lateinamerika zu kontingentieren und mit Zöllen zu belegen, um die aus den Ex- Kolonien der Europäer zu begünstigen. Der Streit um diese Frage kannte in der Bundesrepublik keine Parteien, sondern nur noch Deutsche: dem deutschen Verbraucher die gewohnte, billige Banane.

Doch in Wahrheit bröckelt die Front. Im fernen Straßburg nämlich, klagte dieser Tage der FDP-Europaabgeordnete Martin Holzfuß, haben im Dezember einzig die deutschen Liberalen geschlossen gegen die Bananenmarktordnung gestimmt. Feste Prinzipien bewährten sich hier ebenso wie liberale Courage, denn die Abgeordneten stimmten nicht nur konsequent für den freien Markt, sie votierten als echte Freigeister auch gegen die Fraktionsempfehlung der europäischen Libs. Die SPD hingegen scheint auch hier völlig einzuknicken. Versöhnlerisch riet Europaparlamentarier Dieter Rogalla jetzt Landwirtschaftsminister Borchert dazu, die europäische Mehrheitsentscheidung zu akzeptieren. Das Bananen-Vergleichs-Essen, zu dem Rogalla gestern in Bochum eingeladen hatte, mußte allerdings verschoben werden. Denn die EG-protektionierten Bananen aus Guadeloupe und Französisch-Guayana, an die Rogalla die Deutschen vorsorglich gewöhnen möchte, waren nicht rechtzeitig eingetroffen. Tissy Bruns

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen