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■ Bonn apartPressefreiheit, wozu denn?

Gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Presserates und der Frankfurter Rundschau über das Verhältnis von Journalisten und Politikern in Bonn diskutieren? Da hat die taz sofort zugesagt, als die Evangelische Studentengemeinde (ESG) neulich anfragte.

Die verbreitete Kungelei von Medien und Politik geißeln, als frecher David unter den marktmächtigen Medien Sympathien einheimsen und nebenbei erforschen, wie die taz-Schreibe ankommt – dafür opfern wir doch besonders gerne einen halben Sonntag.

Drei Tage vor dem Termin rief die ESG wieder an. Der Presserat hatte abgesagt, die Frankfurter Rundschau wollte aus allzu menschlichen Gründen (wie gesagt: Sonntag) auch nicht mehr erscheinen. Und das Thema hieß inzwischen „Wie frei ist die Presse?“ Das war zwar überraschend, paßte aber zu den vier Durchsuchungen von Redaktionen, über die wir Journalisten uns gerade empörten.

Im studentengemütlichen ESG-Saal hing ein Dritte-Welt- Teppich mit Slumkindern und prügelnden Militärs. Es hingen da auch rot-grüne Wahlaussagen zur Ausländerpolitik und Ökologie. Mit anderen Worten: In diesem Milieu durfte jeder Verteidiger der Pressefreiheit ein Heimspiel erwarten.

Heimspiel? Gerade hatten wir beschrieben, daß immer öfter die bösen Journalisten für die Mißstände verantwortlich gemacht werden, da ging es auch schon los: „Wenn ich als Politiker jeden Montag Enthüllungen über mich lesen müßte, würde ich mich auch wehren wollen.“ Und: „Die Journalisten denken sich einfach was aus, da hat man heute gar keine Chance.“

Daß heute schon Gesetze die Pressefreiheit einschränken, daß jeder sich mit rechtlichen Mitteln wehren kann, machte wenig Eindruck. Die ESG-Studenten phantasierten sich weiter in die Rolle von Politikern und wollten die Journalisten ordentlich schurigeln.

Schließlich landeten wir bei der Prinzessin von Monaco, die auf der Titelseite der Bunten eine Gegendarstellung erwirkt hatte. Daß seit der Spiegel-Affäre 1962 die Pressefreiheit nicht mehr so massiv angegangen worden war wie mit den vier Durchsuchungen, drang nur mühsam durch.

Die evangelischen Studenten blieben skeptisch. Nur am Ende wurde das Publikum wieder so richtig lebhaft: Ob auch die taz Praktika anbiete? Die meisten, so stellte sich abschließend heraus, wollten doch ganz gerne Journalisten werden. Hans Monath

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