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Bombe bei südafrikanischer Botschaft

■ Mehrere Tausend demonstrierten in Paris gegen Ermordung Dulcie Septembers / Schüsse auf südafrikanisches Konsulat in Marseille / Botha lehnt jede Verantwortung ab

Paris (afp/rtr) - Mehrere Tausend Demonstranten sind in einem Schweigemarsch am Dienstag abend durch die Straßen von Paris gezogen, um gegen die Ermordung der ANC–Vertreterin Dulcie September zu protestieren. Aufgerufen dazu hatte vor allem die Kommunistische Partei und ihre Gewerkschaft CGT. Neben den entsprechenden Abzeichen trug man übergroße Fotos von Dulcie September mit Trauerflor und den Farben des ANC. Der Zug wurde von den Jungkommunisten geleitet, die Fackeln tragend, sich auf Banderolen und in Sprechchören mit dem ANC solidarisierten. Premierminister Jacques Chirac zeigte sich „schockiert“ über den blutigen Anschlag auf die ANC– Vertreterin. Staatspräsident Francois Mitterrand hatte zuvor seine „Sorge über die Bedingungen“ zum Ausdruck gebracht, „unter denen das tödliche Attentat gegen Dulcie September ausgeführt werden konnte“. Die ANC– Repräsentantin hatte vor kurzer Zeit dem Innenministerium mitgeteilt, sie habe Morddrohungen erhalten. Unbekannte haben am späten Dienstag abend mehrere Schüsse auf das Konsulat Südafrikas in Marseille abgegeben. Menschen wurden bei dem Anschlag nicht verletzt. Mindestens sechs Schüsse wurden aus einem fahrenden Auto auf das Konsulatsgebäude abgefeuert. Auf die Fassade des Hauses sowie auf in der Nähe parkende Autos sprühten Unbekannte „Botha, Mörder, SS“. Kurz zuvor waren im Zentrum von Marseille innerhalb weniger Minuten insgesamt fünf Attentate mit geringem Sachschaden auf Banken verübt worden. In der Nähe der südafrikanischen Botschaft in Paris ist am Mittwoch morgen eine kleine Bombe explodiert und hat Sachschaden angerichtet. Die Polizei vermutete, daß der Anschlag mit dem Mord an Dulcie September zusammenhing. Die Bombe zerstörte ein Auto und ließ Fensterscheiben splittern. Sie lag demnach etwa 50 Meter von der Botschaft entfernt. Südafrikas Außenminister Botha wies jede Verantwortung seines Landes für den Anschlag zurück. In einer in Paris veröffentlichten Erklärung sagte Botha, da noch keine Einzelheiten vorlägen, müsse Südafrika darauf verweisen, daß es schwere Differenzen zwischen den Organisationen gebe, die zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele Gewalt anwendeten.

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