Bodenkataster mit Zukunft: Altlastenproblem
■ Neues Bodenkataster in Arbeit / Kartenwerke bald im Computer
Seit fünf Jahren ist das neue Bremer Bodenkataster in Arbeit. Aber was lange währt, wird vielleicht auch gut. Im nächsten Jahr will die Behörde das neue Bodenkataster fertig haben. Und zwar abrufbar im Computer, so dass sich die Behörde bald von den alten umständlichen Kartenwerken verabschieden kann.
Denn der Blick in die Kartenwerke bei jedem Bauantrag dauert seine Zeit. „Das muss schneller werden“, meint Rolf Wundes vom Bodenschutzreferat. In Zukunft soll es im Computer verschiedene Ebenen von Fachinformationen geben, verspricht Wundes. Mit einem Klick wären zum Beispiel alle Altlastenverdachtsflächen verknüpft mit einer Gewässer-Karte. Auch Informationen über sensible Nutzungen bei Kinderspielplätzen und Schulen wären gespeichert und gleich präsent. Die ganz alltägliche Verwaltungsarbeit, so Wundes, würde dadurch erheblich erleichtet. Momentan wird ein Intranet für die Behörde eingerichtet. Aber auch der Bauplaner soll später etwas davon haben. Teile des Informationssystems sollen der Öffentlichkeit zugänglich sein. Wie, ist noch nicht ganz klar – möglicherweise über das Internet. Das sei momentan „der Zug der Zeit“, sagt Wundes. Auch andere Behörden arbeiteten an einer solchen Idee.
Eine ganze Menge könnte insgesamt verbessert werden, hofft Wundes. Noch braucht der Bauplaner immer einen Auszug aus dem Katasterplan. Die vielen Anfragen über Altlasten könnte man sich durch Computereinsatz vielleicht auch bald ersparen. Im Computer wäre dann einsichtig, inwieweit Altlastenverdachtsflächen im Bauplan liegen. Aber das sei erstmal noch Zukunfstmusik.
Jeder Bebauungsplan läuft über die Schreibtische des Bodenschutzreferates. Beim Verkauf eines Industriegrundstü-ckes soll außerdem geprüft werden, in wieweit Kontaminationen oder Altlasten vorliegen. Der Großteil der Altlasten sei zwar in Bremen bekannt. „Aber vor Überraschungen ist man nie sicher“, heißt es aus der Behörde. Immer wieder gebe es neue Hinweise auf kontaminiertes Gelände, bestätigt Wundes. An die 170 Altablagerungen wie „wilde Müllkippen“ wurden bislang in Bremen und Bremerhaven gezählt. Außerdem gibt es 230 kontaminationsverdächtige Standorte im Land Bremen. Das können alte leckgeschlagene Öltanks im Garten sein. Oder Industrieabfälle. 80 Millionen Mark kosteten bislang insgesamt die Sanierungen und Erkundungen. Schäden seien besonders bei der metallverarbeitenden Industrie groß, erklärt Wundes.
Bislang gab es alle zehn Jahre ein neues Bodenkataster. „Aber das ist ein zu großer Abstand“, sagt Wundes. Viele Firmen könnten in der Zeit pleite gehen und gingen so durchs Netz. In Zukunft sollen die Recherchen auf fünf Jahre verkürzt werden.
Den Verursacher der Verschmutzungen zu finden ist nicht immer leicht. „Altlasten“, sagt Wundes, seien eben oft vor Urzeiten passiert. Der Verursacher lebt vielleicht schon nicht mehr, oder ist nicht mehr zahlungsfähig. Dann geht es an den Grundstückseigentümer – auch wenn der gar nichts gemacht hat.
Insbesondere bei Industriebetrieben kann die Umweltzerstörung „riesige Ausmaße“ annehmen. Da wird es manchmal schwierig, an das Geld zu kommen, gesteht Wundes. „Durch Umweltschutz kann man ja nicht andere in den Ruin treiben.“ Die Angemessenheit der Situation müsse in jedem Fall einzeln berücksichtigt werden. pipe
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