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Archiv-Artikel

Bitte mehr Fingerspitzengefühl

Betr.: „Ab Montag keine Sozialhilfestellen mehr“, taz Bremen vom 27./28. März

Nun gehöre ich, allein erziehend und Mutter zweier Söhne, genau zu der Gruppe derer, die eine BSHG-19-Stelle mündlich zugesichert bekommen hatten. Ich war also zuversichtlich und freute mich darauf, am 1.April mit meiner Arbeit als Bewegungstherapeutin im Klinikum Ost beginnen zu können. Völlig unvorbereitet traf mich daher die Nachricht der Bremer Arbeit GmbH, die Stelle könne nun leider doch nicht finanziert werden, wenigstens nicht zum 1.4. Meine Nachfrage im Ressort Arbeit ergab, der Senat habe beschlossen, vorerst alle Vertragsabschlüsse auszusetzen. Ehrlich gesagt: Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben. Wie kann es angehen, eine derartige Zusage zu geben und sie dann nicht einzuhalten? Schließlich geht es für die Betroffenen um mehr als einen Dauerlutscher: Es ist eine Frage der Existenz! Das Verhalten des Senates wird für mich um so unverständlicher, wenn ich der Presseverlautbarung außerdem entnehmen muss, dass die zu erwartenden Stellenstreichungen finanzpolitisch völlig unsinnig sind. Auf die Spitze getrieben wird die Absurdität des Ganzen unter anderem dadurch, dass im gleichen Atemzug das desolate Institut von Herrn Haller ein Millionenbakschisch ins Grab gelegt bekommt. Angesichts der menschlichen Schicksale erscheint mir ein solches Politikerverhalten nicht nur würdelos, sondern zutiefst unanständig. Wider besseres Wissen erwarte ich von bremischen Politikern wohl immer noch eine Verwurzelung in den sozialen hanseatischen Traditionen, die sie sich selbst auf ihre Fahnen schreiben. Etwas mehr Fingerspitzengefühl und Besinnung auf den sozialen Anstand würde ihnen daher wohl zu Gesichte stehen. Almut von Volckamer, Bremen