Bildungssenator will verpflichtende Sprachtests für Vierjährige: Deutsch lernen, sonst Bußgeld
Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will verpflichtende Sprachtests für Vierjährige. Das Jahrgangsübergreifende Lernen an Grundschulen wird aufgeweicht..
Alle vierjährigen Kinder, die keine Kita besuchen, sollen künftig einen verpflichtenden Sprachtest absolvieren. Das sieht ein Maßnahmenbündel vor, das Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Freitag vorstellte. Für Kinder, die den Test nicht bestehen, werde eine halbtägige Kitapflicht - fünf Stunden am Tag - eingeführt. Dort sollen sie gezielt sprachgefördert werden. Den Eltern drohe im Weigerungsfall ein Bußgeld.
Die Einführung der Kitapflicht durch die Hintertür ist Teil eines "Qualitätspakets", die eine von Zöllner einberufene Expertenkommission zu Kitas und Schulen erarbeitet hat. Zöllner sprach am Freitag von Vorschlägen, über die er aber bald entscheiden wolle. Die verpflichtenden Sprachtests könnten bereits im Sommer 2011 beginnen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßte, dass Zöllner das Vorhaben zur Diskussion stellt. Dass der Druck auf Eltern wachse, deren Kinder keine Kita besuchen und schlecht Deutsch sprechen, sei richtig, sagte GEW-Sprecher Peter Sinram am Freitag. Schließlich müssten die Kinder diese Versäumnisse ihr Leben lang ausbaden. "Ob Bußgelder der richtige Weg sind, muss die Praxis zeigen".
Tests zur Sprachförderung sind eigentlich schon jetzt verbindlich. Aber 70 Prozent der angeschriebenen Eltern reagierten im laufenden Jahr laut Zöllner nicht auf die Aufforderung. Die Entschuldigung mancher Eltern, die Vierjährigen lebten bei den Großeltern in der Türkei, will die Schulverwaltung nicht mehr gelten lassen. "Wer nicht hier lebt, bekommt kein Kindergeld ausgezahlt", kündigte Zöllner an.
Zu Sprachtests aufgefordert werden alle Vierjährigen, die keine Kita besuchen. In Berlin waren das 2010 genau 2.007 Kinder. 602 Kinder erschienen zum Sprachtest, bei 45 Prozent lautete das Ergebnis: Sprachförderbedarf. Von den 26.450 Vierjährigen, die eine Kita besuchen, wo die Sprachstandsfeststellung routinemäßig stattfindet, fielen 17 Prozent durch den Test.
Prüfen lassen will Zöllner auch, ob die Tests um ein halbes oder ein Jahr vorgezogen werden können. Bei Kindern, die zwei bis drei Jahre die Kita besuchen, hätten nur 6 Prozent Sprachförderbedarf, bei einem längeren Zeitraum sogar nur 2,4 Prozent.
Außerdem kündigte der Senator an, die Grundschulen würden nicht mehr gezwungen, die ersten beiden Klassen zu mischen. Das Jahrgangsübergreifende Lernen (JüL) bleibe zwar Regelform. Schulen, die kein JüL anbieten wollten, müssten dies von der Schulkonferenz billigen lassen. 91 Prozent - das sind 340 Grundschulen - machen JüL. Die GEW ist ein Verfechter von JüL. "JüL bleibt die Regel", betonte auch Sprecher Sinram.
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