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BildungSchulschwänzer ohne Lobby

Die Vorschläge von Neuköllns SPD, härter gegen Schulschwänzer vorzugehen, stoßen in der Partei auf wenig Ablehnung. Alle wollen mehr Geld für Lehrer und Erzieher.

Die SPD will hart gegen Schulschwänzer vorgehen Bild: DPA

Die Vorschläge der Neuköllner SPD für ein Landesprogramm gegen Schulverweigung nehmen auch linke SPDler überraschend positiv auf. Sie freue sich, dass die Parteifreunde nun auch eine Qualitätsoffensive an den Schulen befürworteten, sagte die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Ülker Radziwill. "Doch mit härteren Repressionen gegen Eltern bin ich definitv nicht einverstanden."

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Fritz Felgentreu, beklagt ein zu lasches Vorgehen gegen Schulverweigerer: "Mit einer vermeintlich wohlwollenden Haltung werden Hauptschüler von der Gesellschaft allein gelassen." Ihm gehe es darum, Hauptschüler fester an die Hand zu nehmen.

Der SPD-Ortsverein Neukölln, dessen Vorsitzender Felgentreu ist, hatte am Wochenende ein Programm zur Durchsetzung der Schulpflicht ausgetüftelt (taz berichtete). Die SPD soll es auf Antrag der Neuköllner auf ihrem Landesparteitag im Herbst übernehmen.

An den Hauptschulen des Bezirks blieben bis zu 20 Prozent der Schüler dem Unterricht zeitweise oder gänzlich fern, schreiben die Neuköllner in dem Entwurf. Sie wollen einerseits viel Geld für Personal und ganztägige Betreuung in die Schulen stecken sowie Hauptschulen schnellstens auflösen. Andererseits fordern sie, Eltern von Schulschwänzern härter zu bestrafen - bis hin zum Entzug des Kindergeldes. Mit Kontrollen auf den Flughäfen vor und nach den Ferien sollen Schulflüchtlinge dingfest gemacht werden.

Radziwill hält solche Sanktionen für sinnlos. Die Eltern wüssten oft nicht, dass ihre Kinder der Schule fern blieben. "Viele sind unsicher und kennen sich nicht aus, aber sie lehnen Bildungsangebote nicht bewusst ab", sagt sie. Man müsse Eltern daher ermuntern, Bildungsangebote verstärkt wahrzunehmen.

Die Sprecherin der parteiinternen Arbeitsgemeinschaft Bildung, Monika Buttgereit, sieht in der raschen Einführung von Gemeinschaftsschulen den Königsweg, um Kindern Schule schmackhaft zu machen - und stimmt den Neuköllnern in diesem Punkt zu. "Kinder fühlen sich im Schulsystem nicht wohl, weil sie sich ausgegrenzt fühlen", meint Buttgereit. Je integrativer das System sei, desto besser würden sich die Schüler damit arrangieren. Die Zahl der Schwänzer sinke dann automatisch.

Das bezweifelt Felgentreu. "Wir wollen die Schulen stark machen, aber wenn man auf den repressiven Teil verzichtet, nützen alle Angebote nichts", sagte Felgentreu. Er wolle eine Diskussion über das Thema Schulverweigerer herbeiführen: "Auch mit dem Schulsenator."

Doch SPD-Schulsenator Jürgen Zöllner widmete sich am Montag ganz seinem Prestigeprojekt "Superuni" (siehe oben) - und zwar als Wissenschaftssenator. ANNA LEHMANN

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