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Archiv-Artikel

■ Bilder vermitteln Botschaften. Werbeslogan für Tabakindustrie

betr.: Titelbild vom 8. 4. 03, „Der Moment, wenn alles getan ist“, Bildbeschreibung von Dirk Knipphals, taz vom 9. 4. 03

Schöner Werbeslogan für die Tabakindustrie. Früher hieß es: Ich gehe meilenweit für eine Camel Filter.

Als ich das Bild auf der Titelseite der taz vom 8. April sah, wurde mir schlagartig klar, was mir wochenlang Kopfzerbrechen bereitet hatte: Was treibt junge amerikanische Leute dazu, sich freiwillig in eine Armee zu begeben, die sie in unsinnige, inhumane und gefährliche Kriege wie jetzt im Irak schickt? Das Foto von John Moore (nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter Michael) gibt endlich die Antwort.

In derselben Woche, in der New York seinen legendären Jazzclubs, Bars und Discos durch ein rigides generelles Rauchverbot die Luft zum Atmen nicht gegeben, sondern genommen hat, genießt ein junger Amerikaner im gerade eroberten Palast von Saddam Hussein den „Moment, wenn alles getan ist“ – mit einem herzhaften Zug aus einer Lucky Strike. Wem das Vergnügen zu Hause vergällt wird, den zieht es eben in die Fremde, wo er seine Bedürfnisse frei ausleben darf. Dies gilt erst recht für ein freiheitsliebendes Volk wie das der USA. Wo würden sie nicht überall hingehen, um ihr freies Bürgerrecht, eine Waffe zu tragen, ungehindert ausüben zu können!

Solch ein Verhalten ist den an strenge Moralvorschriften gebundenen Bewohnern der arabischen Welt nichts Unbekanntes. Viele, die es sich leisten können, reisen ebenfalls gerne in die Ferne, um dort mal „so richtig die Sau rauszulassen“. Das Pressefoto wird den Irakis somit die Identifikation mit der amerikanischen Besatzungsmacht ermöglichen: Leute wie wir!

Es kann kein Zufall sein, wenn auf einem amerikanischen Foto heutzutage noch jemand mit Zigarette abgebildet wird. Endlich bekommt damit auch der zurzeit so häufig strapazierte Vergleich des Irakfeldzuges mit dem Sieg über Nazideutschland einen Sinn. Mit Kaugummi und Zigaretten gelang es den Amis damals, die Deutschen zu entnazifizieren. Lucky Strike wurde gar zur inoffiziellen Nachkriegswährung.

Wurde der Krieg im Irak wegen des Erdöls geführt? Oder war nicht in Wahrheit die amerikanische Tabakindustrie Urheber dieses Kriegs? Angesichts der Anti-Raucher-Politik der USA und irrwitziger Gerichtsurteile über zig Milliarden Dollar zu zahlender Geldstrafen hätte sie wohl ein Motiv … ALEX FLOR, Berlin

Dieses Bild ist in seiner Arroganz abstoßend. Es schlägt diejenigen, die gegen diesen Krieg sind, ins Gesicht. Wieso ist man auch noch stolz darauf, es gezeigt zu haben?

BRIGITTE KAUFMANN, Hohenheim

Die Individualität von Tageszeitungen und Magazinen sollte sich nicht allein auf den Schriftjournalismus beschränken, sondern auch beim Fotojournalismus deutlich werden. Denn auch – und gerade Bilder vermitteln – Botschaften. Darum war es mir am 8. 4. 03 recht bitter aufgestoßen, als ich gesehen habe, dass auf der Titelseite beinahe jeder großen deutschen Tageszeitung – auch der euren – dasselbe Foto prangte. IVO KÖRNER, Berlin