Bezahlstudium : Akademischer Flickenteppich
Wenn Hamburg ab 2006 Studiengebühren erhebt, werden seine rot regierten Nachbarn nicht mitziehen. Und wer sich das Bezahlstudium in der Hansestadt nicht leisten kann, flüchtet nach Bremen, Kiel oder Schwerin. Die dortigen Hochschulen aber müssen zwangsläufig an Ansehen verlieren, wenn andere von zusätzlichen Einnahmen ihre Ausstattung auffrischen und Star-Wissenschaftler akquieren können. Für die Studierenden heißt das: Wer wenig hat, der muss an die Discount-Hochschule – und bekommt auch weniger.
Kommentar von Eva Weikert
Die Belastung für Studierende ist in Hamburg auch ohne Studiengebühren schon höher als andernorts. Nirgendwo in der Republik müssen Hochschüler mehr für Miete, Essen und Nahverkehr berappen. Das spiegelt sich im Sozialgefüge der Studierenden wider: Die große Mehrheit kommt bereits heute aus gutbetuchten Familien. Mit dem Bezahlstudium wird sich dieser Trend verstärken, weil schlechter situierte Menschen zum Billigstudium nach Lübeck oder Flensburg fahren. Oder die Hansestadt gleich meiden.
Manch einer wird indes gar keine Wahl haben und auf den Traumberuf verzichten müssen. Haben doch die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein erst im Herbst Fächeraufteilungen vereinbart. Was in Kiel gestrichen wird, gibt in Hamburg nur gegen Bares.
Auch wenn selbst Senator Dräger immer wieder vor einem Flickenteppich in Deutschland gewarnt hat, ist die Kleinstaaterei nicht mehr abzuwenden – Hamburg sei Dank.