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Betr.:Hanns Zischler / Irm Hermann / Cora Frost

Hanns Zischler (Adam):

Adam ist angelegt wie eine Männerfantasie. Allerdings eine, der man unterstellt, dass die Frauen sie teilen. Ich würde es für einen Grundzug von Männerfantasien halten, dass Frauen sie mittragen, bzw. dass sie nicht nur auf den Mann reduziert bleiben.

Adam ist Musiker, und es gibt da vielleicht einen gewissen Zusammenhang zwischen der Musik und seiner Zurückgezogenheit. Im Film kann man die Überlagerung von verschiedenen Lebensabschnitten, erotischen Spannungen und Beziehungen als geglückt darstellen. Im wirklichen Leben sieben Frauen zum Geburtstag einzuladen, ist eine Mischung aus märchenhaft und hirnrissig. Man fragt sich natürlich, wie ein Mann sieben Frauen lieben und von ihnen geliebt werden kann. Aber das Begehren macht ja die unheimlichsten Bewegungen durch.

Irm Hermann (Berenice):

Berenice geht, nachdem sie ihren gemeinsamen Sohn Billy großgezogen hat, ins Kloster. Sie wendet sich Gott zu, findet Frieden, freut sich, Adam nach langer Zeit wieder zu sehen. Sie liebt ihn immer noch, aber es ist keine Besitz ergreifende Liebe mehr.

Cora Frost (Eva):

In zehn, zwanzig Jahren wird der Film ein seltsam groteskes Bild zeigen, vom deutschen Osten und vom deutschen Westen. Er wird dann wie eine seltsam satte, hilflose, fast neobarocke Männerfantasie aus dem Zeitenschlamm auftauchen. Die Suche eines 60-jährigen Mannes nach greifbarem Leben, nach Liebe eben, die ihm aber nicht greifbar ist, weil er Frauen nur in Konturen, schemenhaft wahrnehmen, also nicht greifen kann. Der Blick ruht auf einer verblühenden, westlichen Welt, die selbstvergessen kleine heitere Picknicks in einer psychisch und physisch verstörten, verödeten Landschaft zelebriert. Sie ziehen sich entzückend sorgfältig an, und Eva spricht im durchsichtigen Hemdchen: „Das ist ein Paradies für Pflanzen, Tiere und für die Kinder, während im ostdeutschen Umland die Dörfer ab sieben Uhr abends tot und leer sind, weil sich die arbeitslosen Bewohner in den Häusern betrinken, erhängen und ein paar Kinder prügeln gehen. So war das damals“.

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