Betr.: taz nord seit 7. Juli : Prioritäten
Bei allem Verständnis für Kritik, besonders wenn sie berechtigt ist, bin ich doch ein wenig erstaunt, wie exzessiv die geneigten Leser „dann kündige ich halt mein Abo“ als Drohkulisse anzubringen geneigt sind. Dem einen gefällt jenes nicht, dem nächsten etwas anderes und allen fällt nichts besseres ein, als ihre Partikularinteressen zum Maßstab aller Dinge zu machen, denn schließlich „habe man/frau die taz ja nur deswegen gekauft“ ... Wie einfallsreich, wie sinnvoll.
Vielleicht ist ja irgendwann der Zeitpunkt gekommen, zu ‚seiner Zeitung' und zum Projekt taz zu stehen – oder aber konsequent zu sein und wirklich auf den Bonner Generalanzeiger oder das Hamburger Abendblatt zurückzugreifen – und sich dann in die Schmoll-Ecke über die gleichgeschaltete Presse zurückzuziehen. Ich frage mich wirklich, wo hier eigentlich die Prioritäten liegen ...
Thassilo Groß (Buxtehude)
Unverständlich
Die in den taz-Leserbriefspalten in der letzten Woche reichlich vergossenen Krokodilstränen über die Fusion des Bremer und des Hamburger Regionalteils zur taz nord sind angesichts der dramatischen Veränderungen in der Presselandschaft unverständlich. Angesichts wirtschaftlicher Probleme sind derartige Änderungen unausweichlich. Mir gefällt die taz nord gut. Weiter so.
Düster
Nach der ersten Woche nord-taz sieht das Ergebnis düster aus. Es ist ja schön, wenn die taz Nordeutschland-Seiten bekommt, aber in Hamburg brauchen wir einen Lokalteil, und der bisherige war schon am unteren Limit. (...)Ich war ja etwas gespannt, ob die zahlreiche im Vorfeld geäußerte Kritik zu einem annehmbaren Ergebnis geführt hätte, aber so bin ich ausgesprochen enttäuscht. Ob ich mein Abo kündige, werde ich sicher noch ein Weilchen überlegen, aber bisher war der Hamburg-Teil der Grund für die Wahl des taz-Abos. Jetzt ist der Vorteil gegenüber den anderen, bei denen wir den Münchner oder Frankfurter Lokalteil geliefert bekommen, ziemlich abgeschmolzen. Gerhard Schirmacher (Hamburg) Juergen Martens (Oldenburg i.O.)
Tellerränder
So, nun lasst doch mal den Kirchturm in der Stadt. Wir haben uns das jetzt über eine Woche gründlich angesehen und finden die taznord richtig gut. Es fehlt in Hamburg die zweite Seite am Montag, okay. Und von eurer letzten schrägen Seite vermissen wir die Kolumne von hg hollein, diesem liebenswerten Chauvi-Arsch. Aber die Vorteile überwiegen deutlich.
Erstens finden wir nicht, dass Hamburg zu kurz kommt. Alles Wichtige steht in unserer taz hamburg, und immer noch so pointiert, treffend oder auch mal böse, wie wir es gewöhnt sind und nicht missen wollen. Ihr habt doch bisher auch immer viel aus Schleswig-Holstein gebracht, aber dann auf den Hamburgseiten. Windkraft oder Fehmarn-Brücke ist jetzt eben Nord. Die klarere Trennung jetzt finden wir gut, und das schafft auch mehr Platz für lokale Themen. Wir haben nachgezählt: Außer montags sind täglich 10 - 15 Artikel aus Hamburg drin, nicht weniger und nicht schlechter als vorher.
Und den neuen Blick übern Horizont finden wir auch gut. Der Text über die Hochschulen in Schleswig-Holstein interessiert doch auch Studentinnen in Hamburg. Dass Airbus mehr ist als Finkenwerder und Mühlenberger Loch, dass die Faschisten aus dem ganzen Norden nach Hamburg kommen wollen (sollen sie bloß bleiben lassen!), dass Niedersachsen genauso bescheuert spart wie dieser Schill-Senat in Hamburg, und dass die kirchliche Inquisition im Harz die Hexenverbrennung durch Lesbenaustreibung ersetzt – das alles hätten wir doch sonst nie erfahren!
Also: Nieder mit den Tellerrändern fordert Hamburgs schönste Frauen-WG. Berit Alstorp, Nina Klimke,Susanne Plötz, Sandra Stefan
Enttäuscht
Natürlich ist auch bei mir die Enttäuschung groß, weil sich Ihre kritische Berichterstattung dezimiert. (...) Das bedeutet doch, dass die Qualität sich verändern muss, weil der Platz geringer wird. Und woher soll ich sonst meine lokalen Informationen über beispielsweise Abschiebepraktiken oder soziale Ungerechtigkeiten beziehen wenn nicht aus der taz? Und warum muss es eine nord-sport-Seite geben, wenn es im überregionalen Teil auch noch eine Sportseite gibt? Wie soll das erst nach der Sommerpause werden? Dann geht diese Einsparung noch mehr auf Kosten meiner geliebten Kultur, oder? Verena Ziegler (Hamburg)
Traurig
Es ist schon traurig, wenn man liest, wie die taz hamburg-Freaks auf die Barrikaden gehen und dabei noch direkt mit der Abo-Kündigung drohen, falls sie nicht umgehend ihre heiligen, lokalen Hamburg-Seiten in voller Höhe zurückbekommen! (...) Auch ich habe ein taz-Abonnement zum politischen Preis sowie ein langjähriges Spenden-Abo! Soll ich nun auch noch der Redaktion mit Abo-Kündigung drohen? Niemals, denn taz muss sein! Wilfried Hermanns (taz-Genosse, Hage)
Interessant
Ich stelle fest: Ich lese die taz nord dreimal so lang wie vorher die taz bremen. Es ist eben doch interessanter, über den Tellerrand von Leer bis Flensburg (auch nach Hamburg) zu gucken. Selbst der Bremer Teil ist interessanter geworden.Wolfram Schott (Bremen)