Betr.: Möller : Neonazis als Frauenhändler
Die Ermittlungen gegen den Neonazi Ernst August Möller sind noch nicht abgeschlossen. Seit Wochen überprüft die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder den Verdacht des „bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern“ gegen den 68-jährigen Rentner aus Tönning (taz hamburg berichtete). „Aber der Tatvorwurf des Frauenhandels verdichtet sich“, erklärt Staatsanwalt Ulrich Scherding.
In der Nacht des 20. November 2002 soll Möller versucht haben, eine Frau für das Rotlicht-Milieu über die deutsch-polnische Grenze bei Frankfurt/Oder einzuschleusen. „Herr Möller steuerte einen Laster, in dem zwei Frauen saßen. Ein weiterer Mann fuhr mit Möllers PKW hinterher“, berichtet Scherding. Die eine Frau aus Polen sollte vermutlich nach Heide in Schleswig-Holstein gebracht werden, wo die andere bereits in einem einschlägigen Etablissement arbeiten würde. „Vermutlich sollte sie die Frau beruhigen“, so die Staatsanwaltschaft.
Mittlerweile verdichten sich bei der Staatsanwaltschaft aber auch die Erkenntnisse, dass Möller auf seinem Hof Schrapenbüll schon häufiger Frauen untergebracht haben könnte. Wenn dies der Fall wäre, dann müssten die Ermittler von der „Wiederholungstat einer Gruppe“ ausgehen. „Dem werden die Kollegen in Flensburg nachgehen“, betont Scherding.
Jahrelang hat Möller, der in den 70er Jahren in militante Neonazi-Aktionen verwickelt war, seinen Hof befreundeten Neonazis zur Verfügung gestellt, die dort wohnten oder sich trafen. „Der rege Verkehr fiel auf“, berichten Anwohner. Irgendwann will ein Anwohner auch mal Frauen, die „nicht rechts aussahen“, auf dem Hof gesehen haben. „Die waren aber nur kurz da.“ Im vorigen Jahr, so ein Kriminalbeamter der zuständigen Husumer Polizeiinspektion, sei vor Ort nicht eingeschritten worden. „Da die Ermittler auch diesen Beobachtungen nachgehen“, betont der Staatsanwalt, „ist schwer einzuschätzen, wann die voraussichtliche Eröffnung des Verfahrens sein wird.“ Andreas Speit