Bestes Pisa-Bundesland: Sachsen folgt Finnland
Erstmals schneiden die Sachsen beim Pisa-Vergleich der Länder besser ab als Bayern. Insgesamt entscheiden immer noch soziale Herkunft und Geschlecht über die Leistung.
Die Sachsen haben beim dritten Pisa-Bundesländervergleich erstmals besser abgeschnitten als die ewigen Musterschüler Bayern und Baden-Württemberg. Im Fachbereich Naturwissenschaften erreichten sächsische Schüler durchschnittlich 541 Punkte und eroberten international den zweiten Platz hinter Finnland. Insgesamt liegen 13 Bundesländer im Bereich Naturwissenschaften über dem OECD-Mittelwert. Das zeigt der Pisa-Bundesländervergleich, den die Kultusminister am Dienstag in Berlin vorstellten.
Die Studie ist eine Erweiterung der internationalen Pisastudie aus dem Jahr 2006. Für das innerdeutsche Ranking wählten Wissenschaftler 1.500 Schulen mit rund 40.000 Schülern per Zufallsstichprobe aus. In zweistündigen Klausuren mussten diese ihre naturwissenschaftlichen Kompetenzen zu Themen wie saurer Regen oder Windkraft unter Beweis stellen.
Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kommentierte die Ergebnisse wohlwollend: "Das ist insgesamt ein positive Entwicklung. Die Schere schließt sich", so die saarländische Kultusministerin. Ihr Kollege, der Berliner Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD), mahnte: "Das zentrale Problem bleibt die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft."
Die erfolgreichsten Schüler lernen in Sachsen, Bayern und Thüringen, am Ende rangieren Hamburg und Bremen. Der Unterschied zur Spitzengruppe beträgt fast zwei Lernjahre. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch zwischen den Geschlechtern: Jungen schneiden in vielen Ländern deutlich besser ab als Mädchen. "Es gibt nach wie vor zu große Disparitäten zwischen den Schülern und den Ländern", so der Leiter der Studie, Manfred Prenzel von der Universität Kiel.
Die Leistungsunterschiede in Naturwissenschaften zwischen Topschülern und den Leistungsschwächsten betragen etwa in Berlin, Hamburg und Bremen über 100 Punkte, was einem Lernrückstand von fast vier Schuljahren entspricht. Die Streuung habe im Unterschied zur letzten Studie zugenommen, schreiben die Autoren. Sachsen und die ostdeutschen Bundesländer schneiden hier besonders im Vergleich zu den Stadtstaaten gut ab: In Sachsen beträgt der Anteil der sogenannten Risikoschüler nur 8,5 Prozent, vergleichbar mit dem finnischen Niveau. In Hamburg und Bremen verharrt dagegen jeder Vierte auf oder unter dem niedrigsten Kompetenzniveau. "Die größten Unterschiede werden vor allem von Kindern mit Migrationshintergrund aus bildungsfernen Familien produziert", so Prenzel.
Jugendliche der zweiten Generation zählen überproportional häufig zur Risikogruppe. Diese Schüler konzentrieren sich vor allem an Hauptschulen. In Baden-Württemberg können 53 Prozent der 15-jährigen Hauptschüler gerade mal auf Grundschulniveau lesen. Das heißt, sie kennen zwar die Buchstaben, der Sinn der Texte bleibt ihnen aber fremd.
Die Bereiche Mathematik und Lesen wurden bei der aktuellen Untersuchung nur am Rande getestet. Hier machen die Bundesländer nur geringe Fortschritte. Gerade vier Länder liegen über dem OECD-Durchschnitt, darunter Sachsen. Mit einem Schuljahr Rückstand ist der Weg zur internationalen Spitzengruppe noch lang.
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