Bernhard Pötter Wir retten die Welt: Eine konservative CDU? Schön wär’s!
Da konnte selbst Donald Trump sich mal kurz benehmen. Bei der Trauerfeier für den ehemaligen US-Präsident George H. W. Bush am Mittwoch wurde nur Gutes über den Gestorbenen gesagt: ein aufrechter, ehrlicher Mann, der sich an die Regeln hielt, ein Freund der deutschen Einheit. Was aber fehlte, war die Erinnerung an einen fatalen Satz, mit dem Bush das Elend dieser Welt zementierte. 1992 polterte er, kurz vor dem großen UN-Gipfel von Rio: „Der amerikanische Lebensstil steht nicht zur Verhandlung. Punkt.“
Ausrufezeichen! Das ist unser Problem. Der amerikanische (und europäische) Lebensstil, mit immer mehr fossilen Energien immer mehr Natur zu vernichten, hat uns die meisten Probleme bei Klima und Naturzerstörung eingebrockt. Wer über diesen Highway to Hell nicht mal verhandeln will, macht aus einem lösbaren Problem eine aktuelle Bedrohung für unser Überleben. Bush, ein Mann der Ölindustrie, verstand „konservativ“ so, auf eingefahrenen Wegen zu bleiben. Auch wenn das direkt in den Abgrund führt.
Und damit sind wir auch schon bei der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Die entscheidet gerade, wer in Zukunft diese ehrwürdige konservative Partei führt und nächsteR KanzlerIn wird, wenn es nicht ganz schiefläuft. Die drei Kandidaten sind wochenlang durchs Land gefahren (Motto: „Demokratie erleben, Zukunft gestalten“), um mit ihrer Partei darüber zu reden, was alles so an Problemen ansteht. Rente, Pflege, Bildung, Digitalisierung, Frauen, Migration.
Klimawandel? Artensterben? Ähm, Entschuldigung, wir sind ja bei der CDU: Umweltschutz? Bewahrung der Schöpfung? Außer einem Nebensatz hier oder da: Fehlanzeige. Mit dem Bewahren haben es die Konservativen offenbar nicht so. Ich hätte mich ja schon gefreut, wenn es Streit um neue Atomkraftwerke gegeben hätte. Aber nein: Unser Lebensstil steht nicht zur Verhandlung. Punkt.
Hör mal, CDU: Kann ich von einem Bewerber um den Topjob der viertgrößten Wirtschaftsmacht nicht Ideen erwarten, wie Frieden, Sicherheit und Wohlstand in der Öko-Krise gesichert werden? Offenbar nicht. Diese Leerstelle ist ja auch niemandem aufgefallen.
Nur bei einem Umweltthema wurden die Debatten lebhaft: wenn es darum ging, den bösen Wolf abzuschießen, der von Osten ins Land trabt. Das bleibt Kernkompetenz der CDU: kompromisslos die illegale Migration zu bekämpfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen