Berliner wählen Gauck: Zwitscherer und Meistertrainer
Auch 25 Berliner wählen am Sonntag den Bundespräsidenten. Neu dabei: die Piraten, Otto Rehhagel und der erste taube Parlamentarier Deutschlands.
Wenn am Sonntag im Bundestag Joachim Gauck zum neuen Bundespräsidenten gewählt wird, werden unter den 1.240 Wahlleuten auch 25 Berliner sein – und einige Premieren.
Zum ersten Mal dürfen zwei Piraten mitwählen, dank des Einzugs der Partei ins Abgeordnetenhaus: der parlamentarische Geschäftsführer Martin Delius und die frühere Schatzmeisterin Katja Dathe. „Ein bisschen spannend ist das schon, so wie alles Neue spannend ist“, sagt Dathe. Ihre Entscheidung hat sie, wie auch Delius, getroffen: Beide wollen sich enthalten. Gauck und die Linke-Kandidaten Beate Klarsfeld repräsentierten nicht ihre Generation, so Dathe. „Ich sehe das Amt eher als Aufgabe denn als Belohnung. Und da haben beide kaum Zugang zu Zukunftsfragen.“
Dathe und Delius kündigten an, „selbstverständlich“ auch aus der Bundesversammlung twittern zu wollen. Bei der zweiten Wahl Horst Köhlers 2009 gab es Aufregung, als die Schriftführerin Julia Klöckner (CDU) noch vor der offiziellen Bekanntgabe das Ergebnis hinaustwitterte. Laut einem Bundestagssprecher wird es dennoch kein Handy- oder Twitterverbot geben. Der Bundestagspräsident werde aber die Schriftführer aufs Stillschweigen bis zum Wahlergebnis hinweisen. Auch das Piraten-Duo zeigt sich kooperativ: Man werde sich beim Twittern auf persönliche Eindrücke beschränken.
Mit dem Grünen Martin Zierold, seit September im Bezirksparlament Mitte, wählt zum ersten Mal ein tauber Politiker den Bundespräsidenten mit. Die Grünen hatten kritisiert, dass ARD, ZDF und Phoenix ihre Liveübertragung nicht auch in Gebärdensprache senden. Phoenix-Programmgeschäftsführer Michael Hirz widerspricht: Sein Sender werde sehr wohl einen Gebärdendolmetscher bieten. Dies habe man schon vor dem Protest beschlossen.
Die Berliner Parteien nominierten neben ihrem Führungspersonal – Klaus Wowereit (SPD), Frank Henkel (CDU), Ramona Pop (Grüne) – auch Gewerkschaftsboss Michael Sommer (für die SPD), Verlegerin Friede Springer (für die CDU) und die Ex-Stasi-Unterlagen-Beauftragte Marianne Birthler (für die Grünen). Für einen Mini-Coup sorgt die CDU: Sie schickt Hertha-Trainer Otto Rehhagel zur Wahl. Wen der 73-Jährige wählen werde? Die Hertha-Geschäftsstelle wimmelt ab: Das bleibe Privatsache.
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