Berliner Tagebuch: Alles wird pervertiert
■ Berlin vor der Befreiung: 3. April 1945
Foto: J. Chaldej/Voller Ernst
Das Ostergeschenk der Nazis an das deutsche Volk besteht in der Errichtung der Werwolf- Bewegung. Der zur Bestie gewordene Mensch hat die Fratze, die Triebe und Gelüste des Raubtiers angenommen: Symbol und Ideal des Hitlerismus! Der Werwolf zeigt nicht mehr und nicht weniger als das wirkliche Gesicht des Nationalsozialismus. Es kann nicht wundernehmen, daß der Werwolf im Rundfunk das Freiheitslied „Freiheit, die ich meine“ zu seinem Symbol erhebt. Es ist ja nur typisch für die Nazis, menschliche Ideale in ihr Gegenteil zu verkehren. Alles wird pervertiert.
„Haß ist unser Gebet, Rache ist unsere Parole“, so lautet die erste Rundfunkverkündigung der Werwölfe in den Ostertagen. Jeder Engländer, jeder Amerikaner und jeder Russe auf deutschem Boden wurde für vogelfrei erklärt. Jacob Kronika
„Der Untergang Berlins“, Verlagshaus Christian Wolff, Flensburg-Hamburg 1946
Jacob Kronika, dänischer Journalist (1897–1982), zwischen 1932 und 1945 Berlin-Korrespondent der dänischen Zeitungen „Nationaltidende“ und „Dagens Nyheter“ sowie der schwedischen „Svenska Dagbladet“.
Recherche: Jürgen Karwelat
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