Berliner Szenen: Am Olympiapark
Natur und Ruinen
Die Kamera dreht sich um das menschenleere Olympiastadion. Tausend Jahre soll das so gehen, eine Videoarbeit in einer Langsamkeit, dass man die Zeit fast sehen kann. Vor dem Frühstück gucken wir uns diese Kunstinstallation in der ehemaligen Kindl-Brauerei an. „Olympia“, die Projektion von David Claerbout, für die der Künstler das Berliner Olympiastadion digital nachgebaut hat und das nun in den kommenden tausend Jahren digital zerfallen lässt. Auf zwei riesigen Leinwänden im Kesselhaus ist es zu sehen. Wir liegen auf gemütlichen Sitzsäcken, es ist dunkel, man hört nur das Rauschen vom Film, wir schlafen fast ein.
Draußen blendet uns die Sonne, wir schließen die Augen, der Frühling ist in der Luft zu spüren. Das Wetter ist eine Einladung, einen Ausflug zu machen. Wir wollten eigentlich zum Dong Xuan Center in Lichtenberg fahren, aber Olympiastadion passt jetzt viel besser. Mit der U2 kommen wir pünktlich für die letzten Sonnenminuten an. Von weiter weg sieht das Nazi-Bauwerk dem im Film ähnlich, von näher dran nicht: Lkws, Werbeplakate für Konzerte, Wachmänner. Es ist, als ob wir hinter die Kulissen gucken würden.
Die Besuchszeit ist längst um, wir sind das erste Mal in der Gegend und kennen uns nicht aus. Wir folgen einem Schild Richtung Olympiapark. Das hört sich für uns nach Athen an, nach einem Spaziergang zwischen Natur und Ruinen, nach Gärten und Bäumen. Dass es sich da um einen normalen Sportplatz handelt, hatten wir nicht gedacht.
Bänke, um die Sportlandschaft zu betrachten, finden wir keine, deshalb klettern wir auf einen Stromkasten und suchen die letzten Sonnenstrahlen.
Wir rauchen eine Zigarette und essen Kuchen, rechtzeitig, bevor die Sonne weg ist und der Himmel zwischen Blau und Schwarz changiert. „Romantisch“, sagt eine von uns, und wir lachen uns kaputt: So einen Sonnenuntergang mit Blick auf Fußballfelder hatten wir noch nie gesehen. Luciana Ferrando
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